Nach einem unerwartet starken zweiten Quartal sieht sich die Commerzbank auf Kurs zu ihren Zielen im Gesamtjahr. Die gestiegenen Zinsen ließen das Frankfurter Geldhaus neue Belastungen durch die polnische Tochter mBank verkraften. Unter dem Strich verdiente die Commerzbank 565 Millionen Euro und damit ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor, wie sie am Freitag mitteilte.
Vorstandschef Manfred Knof rechnet für das Gesamtjahr weiter mit einem Konzerngewinn deutlich über dem Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro. Allein im ersten Halbjahr verdiente die Bank knapp 1,15 Milliarden Euro. «Wir setzen unsere Strategie konsequent um und haben dank starker Erträge im Kundengeschäft den Gewinn deutlich gesteigert – trotz erneut hoher Sonderbelastungen für Schweizer-Franken-Kredite in Polen», sagte Knof. «Damit sind wir voll auf Kurs, unsere Ziele für 2023 und 2024 zu erreichen.»
Im ersten Halbjahr habe das Institut eine Eigenkapitalrendite von 8,1 Prozent erreicht – und damit mehr als die 7 Prozent, die es sich mittelfristig zum Ziel gesetzt hatte. Das neue Strategieprogramm für die Zeit ab 2025 will der Vorstand bei der Veröffentlichung der nächsten Quartalszahlen am 8. November vorstellen. Ziel solle dann eine Rendite von mehr als 10 Prozent sein, sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp.
1,7 Milliarden Euro Rückstellungen
Die umstrittenen Kreditverträge der polnischen Tochter in Schweizer Franken kamen die Commerzbank im zweiten Quartal erneut teuer zu stehen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das möglicherweise Entschädigungen von polnischen Bankkunden nach sich zieht, legte das Institut weitere 347 Millionen Euro zur Seite. Damit summieren sich die Rückstellungen des Konzerns rund um diese Kredite inzwischen auf 1,7 Milliarden Euro. Knof zufolge sind 75 Prozent des bestehenden Kreditvolumens abgesichert.
Die polnische Tochter hatte Immobilienkredite in Schweizer Franken zu deutlich günstigeren Zinssätzen vergeben als Kredite in der heimischen Währung Zloty. Der Anstieg des Frankenkurses brachte die Kreditnehmer dann bei der Rückzahlung in Schwierigkeiten. Die Commerzbank versucht, die Streitigkeiten durch Vereinbarungen mit betroffenen Kunden beizulegen. Bislang wurden demnach mehr als 8000 Vergleiche geschlossen.
Höhere Zinseinnahmen und Sparprogramm
Beflügelt wird die Zuversicht der Commerzbank von deutlich höheren Zinseinnahmen. Im zweiten Quartal sprang der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro nach oben. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand jetzt mit einem Zinsüberschuss von mindestens 7,8 Milliarden Euro.
Der Zinsüberschuss – die Differenz zwischen dem, was Institute zum Beispiel für Kredite kassieren und auf der anderen Seite ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen – ist traditionell eine wichtige Ertragsquelle der Banken und Sparkassen in Deutschland.
Die Erträge – also die gesamten Einnahmen – des seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Instituts legten um 8,7 Prozent auf gut 2,6 Milliarden Euro zu. Im Geschäft mit Baufinanzierungen sieht die Commerzbank inzwischen eine Erholung. «Mit langsam sinkenden Immobilienpreisen und einer zunehmenden Akzeptanz für die höheren Zinssätze hat das Baufinanzierungsgeschäft in den vergangenen Monaten wieder angezogen», berichtete Knof. Das Neugeschäftsvolumen habe im Juni über dem Vorjahresmonat gelegen.
Neben den gestiegenen Zinsen zahlt sich auch der Sparkurs der vergangenen Jahre mit dem Abbau von brutto bis zu 10.000 Jobs aus. Die Zahl der Filialen in Deutschland wurde von 1000 auf 400 geschrumpft. «Der Stellenabbau läuft natürlich noch ein bisschen nach, aber das Programm an sich ist abgeschlossen, und wir schauen jetzt nach vorne», sagte Knof. Ende Juni beschäftigte das Institut 37.487 Vollzeitkräfte, davon 25.004 im Inland.
Für mögliche Kreditausfälle legte die Commerzbank im zweiten Quartal 208 Millionen Euro zurück und damit fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr erwartet das Institut einen Wert von unter 800 Millionen Euro. Zunächst war der Vorstand von unter 900 Millionen Euro ausgegangen.
Die Aktionärinnen und Aktionäre sollen von der guten Entwicklung profitieren. Das Institut plant ein weiteres Aktienrückkaufprogramm.
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