Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter hat dank gestiegener Preise und einer insgesamt besseren Nachfrage im ersten Halbjahr wieder schwarze Zahlen geschrieben.
Nach den auch coronabedingten Verlusten Mitte 2020 gelang dem Konzern laut Angaben vom Mittwoch nun der höchste Vorsteuergewinn seit 13 Jahren.
Im laufenden Geschäft konnte das Unternehmen das Minus von rund 128 Millionen Euro aus der ersten Hälfte des Vorjahres in ein Plus von knapp 306 Millionen Euro drehen. Nach Steuern blieben Salzgitter zuletzt etwa 231 Millionen Euro, nach einem Fehlbetrag von 145 Millionen Euro während der ersten sechs Monate des Vorjahres.
Stahlproduzenten konnten in den vergangenen Monaten oft höhere Preise bei Abnehmern etwa aus Autoindustrie oder Maschinenbau erzielen. In der Baubranche wurden Komponenten mit wichtigen Metall-Legierungen mancherorts knapp. VW-Konzernchef Herbert Diess sprach kürzlich von einem «starken Rohstoffpreis-Anstieg».
Die hohe Inflation erstreckt sich auch auf etliche Basismaterialien. Der Rohstoffpreis-Index des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) stand im Juli um 87 Prozent über seinem Vorjahreswert. Die Steigerungen sind unter anderem mit der schwachen Wirtschaftsleistung und dem geringeren Preisniveau im ersten Corona-Jahr 2020 zu erklären, deuten teils aber auch auf mögliche Versorgungsengpässe hin. Das für die Stahlerzeugung unerlässliche Eisenerz wurde den Ökonomen zufolge im vergangenen Monat im Schnitt teurer, wenngleich nur leicht. Andere Industrierohstoffe wurden dagegen billiger.
Von der ebenfalls nötigen Kokskohle, bei deren Nutzung viel klimaschädliches CO2 entsteht, will sich Salzgitter in den kommenden Jahren schrittweise unabhängiger machen. «Unsere Ambition ist es, bereits Ende 2025 mit der wasserstoffbasierten Stahlerzeugung starten zu können», kündigte Vorstandschef Gunnar Groebler an. Eine erste Pilotanlage zur vorgeschalteten Gewinnung von Wasserstoff mit Ökostrom gibt es im Hauptwerk schon. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß mit dem neuen Verfahren um 30 Prozent, bis 2050 um 95 Prozent sinken.
Seinen Halbjahresumsatz konnte Salzgitter von 3,6 Milliarden Euro auf 4,4 Milliarden Euro erhöhen. Ende Juni hatte der Konzern insgesamt rund 24 000 Beschäftigte, etwa 600 weniger als vor einem Jahr. Der aktuelle Bahnstreik im Güterverkehr hat vorerst keine Auswirkungen.
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