Finanzkrise, Schuldenkrise, Corona-Krise: In den 25 Jahren ihres Bestehens war die Europäische Zentralbank (EZB) oft gefordert. Aktuell hält die hartnäckig hohe Inflation die Hüter des Euro in Atem. An diesem Mittwoch (18.00 Uhr) blicken führende Politiker bei einem Festakt in Frankfurt auf die Arbeit der politisch unabhängigen Notenbank zurück. Erwartet werden dazu in den Räumlichkeiten der EZB unter anderen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, und EU-Ratspräsident Charles Michel.
Ihre Arbeit nahm die EZB am 1. Juni 1998 auf. Am 1. Januar 1999 begann dann für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union das Euro-Zeitalter: Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zunächst elektronisch als Verrechnungswährung genutzt neben D-Mark, Lira, Schilling und Co. Am 1. Januar 2002 verschwanden diese nationalen Währungen, der Euro wurde in Schein und Münze in Umlauf gebracht. Heute ist die Gemeinschaftswährung für mehr als 346 Millionen Menschen in 20 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel.
Trichet: «Wir haben nur eine Nadel im Kompass»
«Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. Dies tun wir, indem wir dafür sorgen, dass die Inflation niedrig, stabil und vorhersehbar bleibt», schreibt die EZB über sich selbst. Der ehemalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet pflegte es auf den Nenner zu bringen: «Wir haben nur eine Nadel im Kompass. Wir müssen Preisstabilität garantieren.» Erreicht sieht die Zentralbank ihr Ziel stabiler Preise nach jüngster Definition mittelfristig bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent im Euroraum.
Weil diese Marke seit Monaten meilenweit entfernt ist, steuern die Währungshüter seit Sommer 2022 mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. In der Regel alle sechs Wochen entscheidet der EZB-Rat, wie es mit den Leitzinsen im Euroraum weitergeht. Dabei sitzen Vertreter der nationalen Notenbanken – unter anderen Bundesbank-Präsident Joachim Nagel – mit am Tisch.
Verlässlich sollen auch die Euro-Scheine sein und bleiben, daher tüfteln Experten der EZB und der nationalen Zentralbanken laufend daran, wie die gemeinsamen Banknoten noch sicherer gemacht werden können, damit Geldfälscher weniger Erfolg haben.
Einheitliche Regeln für mehr Robustheit
Die Finanzkrise 2007/2008 brachte der EZB eine weitere gewichtige Aufgabe ein: Seit November 2014 überwacht die Notenbank die größten Banken im Euroraum direkt. Einheitliche Regeln sollen das Bankensystem in Europa robuster machen. Die jüngste Liste der von der EZB-Aufsicht erfassten Banken umfasst 110 Institute, die für gut 80 Prozent des Marktes in diesen Ländern stehen.
Drei Präsidenten hatte die EZB seit ihrer Gründung: den Niederländer Wim Duisenberg (1. Juni 1998 – 31. Oktober 2003), den Franzosen Jean-Claude Trichet (1. November 2003 – 31. Oktober 2011) und den Italiener Mario Draghi (1. November 2011 – 31. Oktober 2019). Seit dem 1. November 2019 steht erstmals eine Frau an der Spitze der Notenbank: die Französin Christine Lagarde.
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