Mehr als 1000 Umweltaktivisten haben nach Polizeiangaben mit einem Demonstrationszug zur Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin gegen den Autobauer protestiert. Vom Bahnhof Fangschleuse zogen sie am Samstag zur einzigen europäischen Autofabrik von Firmenchef Elon Musk. Mehrere Organisationen hatten dazu aufgerufen. Mit der Demonstration gegen Tesla wollen sie vor Gefahren für die Umwelt warnen, kritisieren aber auch andere Autobauer. Bei dem Protest riefen manche: «Runter mit der Aktie, hoch mit dem Wasserschutz!» Die Stimmung war angespannt, nachdem es am Freitag zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen war.
«Diesem System ist es egal, ob Tesla, VW oder Mercedes – Autokonzerne und ihre politischen Befürworter sind verantwortlich für den Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen», sagte die Sprecherin der Organisation Disrupt Tesla («Tesla stören»), Lucia Mende, vor der Demonstration. «Das müssen wir verhindern und das werden wir verhindern.»
Die Bürgerinitiative Grünheide warf Tesla und der Brandenburger Landesregierung vor, die Interessen der Menschen in der Region nicht genug zu beachten. «Man zieht das durch, man hört nicht auf die Befindlichkeiten der Menschen vor Ort», sagte Sprecher Steffen Schorcht. «Es dient ausschließlich den Interessen von Tesla.» Er zeigte Verständnis für die Proteste. «Wenn man kämpft und immer wieder gegen die Mauer rennt und nicht mehr weiß, was man noch machen kann, dann bleiben mitunter nur Maßnahmen des zivilen Ungehorsams.»
Aktivisten sehen Gefahren für Umwelt
Das Bündnis «Tesla den Hahn abdrehen» sieht Gefahren für das Wasser. «Teslas Luxusautos verschmutzen und verbrauchen weltweit knappes Trinkwasser», sagte Sprecherin Karolina Drzewo. Sie kritisierte, dass eine Erweiterung des Werks inklusive Waldrodung weiterhin geplant sei, obwohl die Mehrheit der Bürger bei einer Befragung in Grünheide dagegen gestimmt habe. Das Bündnis fordert eine Abkehr vom «ineffizienten und klimaschädlichen Individualverkehr».
Tesla-Chef Elon Musk zeigte sich irritiert. «Es passiert etwas sehr Seltsames, da Tesla als einziger Autokonzern angegriffen wurde!», schrieb er auf dem Portal X (im Original in Englisch). Das Wort «einziger» umrahmte er mit Sternchen. Tesla produziert seit 2022 in Grünheide Elektroautos. Das Unternehmen hat Vorwürfe zum Wasser stets zurückgewiesen mit dem Hinweis, dass der Wasserverbrauch zurückgegangen sei und außerdem unter dem Branchendurchschnitt liege.
«Wir sind sensibilisiert», sagte ein Polizeisprecher über die Demo. Auf der Autobahn 10 war die Anschlussstelle Freienbrink nach Angaben der Beamten in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Die Polizei riet dazu, den Bereich weit zu umfahren. Die Lage in der Nacht und am Morgen sei ruhig gewesen, sagte der Sprecher.
Tumulte ums Tesla-Werk am Vortag
Am Freitag hatte es Tumulte am Rande des Tesla-Werksgeländes gegeben. Mehrere Aktivisten hatten versucht, auf das Gelände vorzudringen, die Polizei stoppte dies. Protestteilnehmer und Beamte gerieten aneinander. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mehrere Teilnehmer sowie 21 Einsatzkräfte wurden laut Polizei verletzt, 16 Menschen kamen zunächst in Gewahrsam. Tesla hatte am Freitag nicht produziert – das hatte nach Angaben einer Sprecherin aber mit dem Brückentag nach dem Feiertag Christi Himmelfahrt zu tun.
Das Autowerk ist das einzige von Firmenchef Elon Musk in Europa. Die Aktionen mehrerer Gruppen, die seit Mittwoch dauern, sollen bis zum Sonntag weitergehen. Sie richten sich auch gegen die geplante Erweiterung von Tesla mit Güterbahnhof, wofür Wald gerodet werden soll, sowie gegen die Produktion von Elektroautos generell. Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide stimmte eine Mehrheit gegen die Erweiterung, danach signalisierten die Gemeinde und Tesla, dass weniger Wald gerodet werden soll.
Der US-Autohersteller musste nach einem Brandanschlag auf einen Strommast im März die Produktion in seiner Fabrik in Grünheide für einige Tage stoppen. Zur Tat hatte sich eine linksextremistische Gruppe bekannt. Ganz in der Nähe des Autowerks protestieren seit Ende Februar Klimaaktivisten in einem Camp mit Baumhäusern gegen die geplante Erweiterung und die Rodung von Wald. Die Polizei will erreichen, dass die Baumhäuser abgebaut werden. Derzeit läuft deshalb noch ein Rechtsstreit.
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