Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern Vonovia machen wie der gesamten Branche die steigenden Zinsen zu schaffen. Deshalb will Vonovia etwa mit dem Verkauf von Immobilien seine Schulden verringern.
Aufgrund des schwierigen Marktumfelds wertet das Unternehmen seinen Immobilienbestand erneut ab. Unter dem Strich fällt deshalb auch im zweiten Quartal ein Milliardenverlust an.
Die Entwicklung der Immobilienwerte von Vonovia sei auch im zweiten Quartal rückläufig gewesen, teilte der Dax-Konzern am Morgen in Bochum mit. Allerdings habe sich der Trend gegenüber dem Vorquartal abgeschwächt. Vonovia hatte bereits im ersten Quartal eine außerplanmäßige Neubewertung des Portfolios vorgenommen.
«Wir sehen vorsichtige Zeichen der Marktstabilisierung in den meisten Preissegmenten, die uns betreffen», sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Vonovia will sich von 66.000 Wohnungen trennen
Das Bestreben, die Finanzierungskosten zu senken, habe oberste Priorität, sagte Buch. Ein wichtiger Schritt sei der vor wenigen Wochen erfolgte Rückkauf von Anleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. Gemeinsam mit dem Verkauf von 1350 Wohnungen für rund 560 Millionen Euro sowie der Veräußerung von knapp 30 Prozent an seinem Südewo-Portfolio für eine Milliarde Euro gebe dies dem Unternehmen einen guten finanziellen Spielraum. Nach jahrelangem Expansionskurs will sich Vonovia nach früheren Angaben von rund 66.000 Wohnungen trennen und mit dem Erlös die Verschuldung reduzieren.
Im zweiten Quartal hat das Unternehmen erneut einen Milliardenverlust verbucht. Unter dem Strich fiel wegen einer weiteren Abwertung der Immobilien in den Büchern ein Verlust von gut zwei Milliarden Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia noch einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ausgewiesen.
Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende Juni bei rund 88,2 Milliarden Euro gelegen, teilte Vonovia mit. Ende März wurden die Immobilien noch mit 91,2 Milliarden Euro und Ende 2022 sogar noch mit 94,7 Milliarden Euro bewertet.
Derweil lief es im Tagesgeschäft wieder etwas besser. Nach einem deutlichen Rückgang im Auftaktquartal verharrte der operative Gewinn mit 502,2 Millionen Euro annähernd auf Vorjahresniveau. Während sich vor allem die Geschäfte mit der Projektentwicklung und zusätzlichen Dienstleistungen schwächer entwickelten, lief es für den Konzern in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten deutlich besser.
Im Schnitt 7,51 Euro Miete pro Quadratmeter
In Deutschland betrug die durchschnittliche Miete per Ende Juni bei Vonovia 7,51 Euro pro Quadratmeter. Der Umsatz legte in den drei Monaten bis Ende Juni um 1,5 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro zu. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.
Vonovia war in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig gewachsen. Dazu profitierte der Konzern von steigenden Mieten in den Großstädten und Neubauten. Insgesamt besitzt Europas größtes privates Wohnungsunternehmen rund 548.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.
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