In Deutschland fehlen nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mehr als eine halbe Million Fachkräfte. Besonders groß sei die Personalnot in der Sozialarbeit, der Erziehung, der Pflege, dem Handwerk und der Informationstechnik, berichtete das IW am Freitag in Köln. Zuvor hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet.
Der Studie zufolge fehlten im 12-Monats-Durchschnitt von Juli 2021 bis Juli 2022 über alle Berufe hinweg in der Bundesrepublik fast 540 000 qualifizierte Arbeitskräfte. Die größte Fachkräftelücke gebe es in der Sozialarbeit, wo es für knapp 20 600 offene Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab. Das sei ein neuer Rekord.
«Diese Fachkräfte fehlen beispielsweise bei der Berufseinstiegsbegleitung, in der Schulsozialarbeit, in Jugend-, Kinder- und Altenheimen oder in der Suchtberatung, also überall dort, wo Menschen persönliche Begleitung für die Lösung sozialer Probleme benötigen», heißt es in der Studie. Ähnlich groß ist die Lücke bei Erzieherinnen und Erziehern. Auch in der Altenfachpflege blieben demnach über 18 000 Stellen unbesetzt.
Große Lücken bei Heizungs- und Klimatechnik
Im Handwerk fehlten der Studie zufolge im vergangenen Jahr insgesamt 87 000 Fachkräfte. Besonders große Lücken gebe es im Bereich der Bauelektronik sowie der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Auch Kraftfahrzeugtechniker und Berufskraftfahrer würden händeringend gesucht. Ein neues Rekordniveau hat der Fachkräftemangel laut IW auch in der Informatik erreicht: Hier gibt es der Studie zufolge sogar für neun von zehn offenen Stellen bundesweit keine passend qualifizieren Arbeitslosen.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatte am Donnerstag für das zweite Quartal des Jahres insgesamt 1,93 Millionen offene Stellen in Deutschland gemeldet – so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1992.
Auffällig ist: Bei den zehn Berufen mit den größten Fachkräftelücken handelt es sich laut IW ohne Ausnahme um typische Männer- oder Frauenberufe, in denen das jeweils andere Geschlecht nur wenig vertreten ist. Um den Fachkräftemangel in diesen Bereichen zu bekämpfen, müsse man deshalb auch Geschlechterklischees bei der Berufswahl aufbrechen, betonten die Forscher.
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