Der Medizintechnikkonzern Philips hat sich in einer schwierigen Phase den Einstieg eines Großinvestors gesichert. Die Finanzholding Exor der italienischen Agnelli-Familie hat am Markt 15 Prozent der Anteile an den Niederländern gekauft, wie die Unternehmen am Montag in Amsterdam mitteilten. Der Deal hat nach Angaben eines Philips-Sprechers einen Wert von rund 2,6 Milliarden Euro. Philips könnte der Einstieg angesichts der Unsicherheit um teure Produktrückrufe in den USA etwas Stabilität verschaffen. Exor baut derzeit seine Investments in Gesundheits-, Technologie- und Luxus-Unternehmen aus. Die Philips-Aktie zog in Amsterdam deutlich an.
Das Papier gewann nach Handelsstart 5,6 Prozent auf 19,53 Euro. Im laufenden Jahr hat der Kurs seine Gewinne damit auf fast 40 Prozent ausgebaut. Allerdings war der Wert von Philips seit dem Hoch im Jahr 2021 kontinuierlich von über 50 Euro auf im Tief nur noch gut 12 Euro abgerutscht. Aktien vom Philips-Rivalen Siemens Healthineers lagen zum Wochenbeginn im Dax 0,7 Prozent im Plus.
Mit dem Investment unterstütze Exor die Geschäftsstrategie von Philips, hieß es. Exor habe derzeit keine Pläne, kurzfristig weiter aufzustocken, könne unter der geschlossenen Vereinbarung den Anteil jedoch bis auf maximal 20 Prozent erhöhen. Die Holding bekomme auch einen Sitz im Aufsichtsrat.
Abbau von 10.000 Stellen bis 2025
Exor-Chef und Agnelli-Familienerbe John Elkann sagte, Philips‘ Fokus auf das Gesundheitswesen sowie auf Technologie liege im Einklang mit dem Engagement von Exor. Exor ist unter anderem beteiligt an Konzernen wie Stellantis, Ferrari und Iveco, aber auch am Fußballclub Juventus Turin und am britischen Wirtschaftsmagazin «The Economist». Die Agnelli-Familie kontrolliert die Holding über ihren Anteil von 53 Prozent. Die italienische Unternehmerdynastie gehörte zu den Gründern des Autobauers Fiat.
Den Philips-Konzern belastet derzeit der kostspielige Rückruf von Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie. Nach Angaben von Philips aus dem Juli waren zuletzt etwa 99 Prozent der Austauschgeräte und Ersatzteile produziert und der größte Teil davon bereits an Kunden und Patienten geliefert worden.
In den betroffenen Beatmungsgeräten wurde ein Dämmschaumstoff verarbeitet, von dem sich Partikel lösten. Der verwendete Schaumstoff steht im Verdacht, im Laufe der Zeit giftig zu werden. Das Unternehmen hat rund eine Milliarde Euro für den Rückruf von rund 5,5 Millionen Geräten weltweit eingeplant und zusätzlich 575 Millionen Euro als Teil eines geplanten Vergleichs in den USA zur Entschädigung von Patienten zurückgestellt. Allerdings laufen weiterhin Sammelklagen gegen das Unternehmen in den USA.
Unternehmenschef Roy Jakobs hatte im vergangenen Oktober die Leitung des Unternehmens übernommen und ein Sparprogramm aufgelegt, bei dem 10.000 Stellen bis 2025 abgebaut werden sollen. Im Tagesgeschäft lief es zuletzt nach einigen mauen Quartalen wieder besser. Nach dem zweiten Quartal hob Philips im Juli seine Jahresziele für Umsatz und operatives Ergebnis an.
Ähnliche Beiträge
Frankreich startet Kennzeichnungspflicht für Mogelpackungen
Aktivität in Chinas produzierendem Gewerbe weiter rückläufig
Italien erwartet 6,5 Millionen Urlauber aus Deutschland