Der Baukreditvermittler Interhyp prophezeit für die kommenden Monate weiter sinkende Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland. Derzeit sei der Markt für Wohnimmobilien aus dem Gleichgewicht, sagte Vorstandschef Jörg Utecht. Nach Interhyp-Daten sind die Immobilienpreise in der zweiten Jahreshälfte 2022 vor allem in Großstädten kräftig gesunken. Gleichzeitig ist nach Worten des Managers aber auch das Kaufinteresse gedämpft.
Laut Interhyp waren Wohnimmobilien in Hamburg, München und Frankfurt gegen Jahresende um acht Prozent billiger als im zweiten Quartal. In Berlin oder Leipzig gingen die Durchschnittspreise demnach um vier Prozent zurück.
Steigende Kreditzinsen und die Folgen
Der schnelle Anstieg der Kreditzinsen hat die Finanzierung so verteuert, dass viele Menschen den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses zurückstellen. «Die durchschnittliche Rate ist um 29 Prozent gestiegen», sagte Utecht. Ende 2021 belief sich die Durchschnittsrate für einen Immobilienkredit laut Interhyp noch auf 1166 Euro, Ende 2022 dann schon auf 1505 Euro monatlich. «Diese Raten können und wollen sich viele Menschen nicht mehr leisten», sagte Finanzvorstand Stefan Hillbrand.
Die schwache Nachfrage erklärt sich nach Einschätzung von Vorstandschef Utecht aber auch daraus, dass Käufer und Verkäufer abwarten. «Wir gehen davon aus, dass die Immobilienpreise in den nächsten Monaten weiter sinken werden, bis der Markt ein neues Gleichgewicht findet», sagte Hillbrand.
Vorstandschef: «Der Immobilienmarkt wird zurückkommen.»
Unter den Turbulenzen litt im vergangenen Jahr auch die Interhyp selbst. Das Volumen der vermittelten Kredite sank um 15 Prozent auf 29,2 Milliarden Euro. Das Vorsteuerergebnis schrumpfte um 43 Prozent auf 61 Millionen Euro. Den Nettogewinn nannte die Interhyp nicht. Auch der Marktanteil bei den Baufinanzierungen ging von 11,8 auf 10,9 Prozent zurück.
Eigentlich will das der niederländischen Bank ING gehörende Unternehmen wachsen. Ziel sind 20 Prozent Marktanteil bis 2028. Finanzchef Hillbrand geht davon aus, dass dies nach wie vor erreichbar ist. «Der Immobilienmarkt wird zurückkommen», sagte Vorstandschef Utecht. Zunächst aber hat Interhyp rund 100 Stellen abgebaut. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen gut 1600 Menschen.
ZIA warnt vor bösem Erwachen
Der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) hat unterdessen angesichts der Probleme beim Bau vor dramatischen Engpässen auf dem Wohnungsmarkt gewarnt. Beim Wohnungsbau sei es «nicht mehr kurz vor zwölf, und es ist auch nicht zwölf. Es ist irgendwie sowas wie Viertel nach drei, und um sechs gibt’s ein ganz schlimmes Erwachen», sagte Verbandspräsident Andreas Mattner am Dienstag. Der ZIA geht davon aus, dass 2025 rund 700.000 Wohnungen fehlen werden. Das seien umgerechnet alle Wohnungen, die es derzeit in Bremen und dem Saarland gebe, sagte Mattner.
Mattner kritisierte, die Preise würden auch durch zu hohe Steuern getrieben. Er sprach von einer «Staatsquote» von 30 bis 40 Prozent am «Produkt Wohnen», hervorgerufen auch durch strengere ökologische Anforderungen an Neubauten.
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