21. November 2024

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IWF: Chinas Wirtschaftswachstum zieht an

Nach dem Ende der strikten Corona-Politik stehen die Zeichen für die zweitgrößte Volkswirtschaft vorerst auf Erholung. Doch der Internationale Währungsfonds mahnt Reformen an.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht trotz einer höheren Wachstumsprognose für dieses Jahr erhebliche Risiken für Chinas wirtschaftliche Entwicklung. Besonders der unkalkulierbare weitere Verlauf der Pandemie, der in Schieflage geratene Immobilienmarkt und eine schwächere globale Nachfrage könnten das Wachstum gefährden, teilte der IWF am Freitag mit. Dennoch prognostiziert der Fonds für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent. Noch im Herbst hatte der IWF ein Wachstum von 4,4 Prozent vorhergesagt.

Im vergangenen Jahr wuchs die chinesische Wirtschaft um 3 Prozent. Besonders die Null-Covid-Strategie mit Lockdowns und anderen Beschränkungen bremste die Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet. Anfang Dezember vollzog Peking eine Kehrtwende und schaffte nach etwa drei Jahren die meisten Corona-Maßnahmen ab. Nachdem sich im Anschluss das Coronavirus rasant ausbreitete, hat sich das Leben in vielen Städten normalisiert.

Erholung in China könnte auch Deutschland helfen

Erste Konjunkturdaten deuten auf eine Erholung hin. So machte der offizielle Einkaufsmanagerindex im Januar einen kräftigen Sprung, was auf eine bessere Stimmung der Industrieunternehmen hindeutet. Auch reisten in den vergangenen Wochen wieder mehr Menschen während des chinesischen Neujahrsfestes. Einkaufszentren und auch Kinos sind besser besucht.

Eine robuste Erholung in China würde auch Deutschland helfen, das wirtschaftlich stark mit der Volksrepublik verflochten ist. Die Stimmung bei deutschen Unternehmen hellt sich auf. «Mit der Abkehr von Null-Covid hat die chinesische Regierung die Weichen für eine Trendumkehr in 2023 gestellt», sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Peking. Das Wachstum im ersten Quartal werde noch von den Auswirkungen der Infektionswelle gedämpft. Ab der zweiten Jahreshälfte werde jedoch mit einer deutlichen Erholung gerechnet.

IWF empfiehlt Reformen

Insgesamt stelle das chinesische Wachstum etwa ein Viertel des weltweiten Wirtschaftswachstums in diesem Jahr da, sagte Thomas Helbling, Vizedirektor der Asien-Pazifik-Abteilung des IWF. Grund für das stärkere Wachstum sei ein Anstieg des privaten Konsums aufgrund der früher als erwarteten Öffnung. Vor allem kontaktintensive Dienstleistungen spielten eine große Rolle, sagte Helbling. Dazu gehöre auch der Tourismus.

Um die Binnennachfrage weiter zu stützen, solle die Regierung den Haushalten stärker unter die Arme greifen und die Sozialsysteme stärken, riet der IWF. Auch solle der Staat noch mehr Mittel zur Fertigstellung von ins Stocken geratenen Immobilienprojekten zur Verfügung stellen, um das Vertrauen in den Markt wiederherzustellen. Strukturreformen sollen mittelfristig den Immobilienmarkt gesundschrumpfen.

China solle außerdem seinen Markt weiter öffnen und durch mehr Wettbewerb zwischen privaten und Staatsunternehmen die Produktivität ankurbeln – gerade mit Blick auf die Zahl der Erwerbstätigen, die wegen der Alterung der Gesellschaft sinke, erklärte der IWF. International könne China maßgeblich dazu beitragen, die Schuldenlast vieler Länder zu lindern.