Mehr als die Hälfte aller reinen Elektroautos und Plug-in-Hybride der Welt fährt auf chinesischen Straßen. Laut einer Analyse des Stuttgarter Forschungsinstitutes ZSW, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlag, kletterte der dortige Bestand bis zum Jahreswechsel auf 14,6 Millionen Fahrzeuge. Das sind 53 Prozent der laut ZSW weltweit 27,7 Millionen Stromer.
Auf den weiteren Plätzen folgen die USA mit 3,4 und Deutschland mit 1,9 Millionen E-Autos, Frankreich mit 1,1 Millionen und das Vereinigte Königreich mit einer Million.
Rasantes Wachstum
Und der Vorsprung Chinas als größter und wichtigster Markt für die Stromer wächst: Vergangenes Jahr wurden dort laut ZSW 6,5 Millionen reine Elektroautos und Plug-in-Hybride neu zugelassen – das sind knapp 61 Prozent der weltweiten Neuzulassungen in dieser Fahrzeugkategorie. Auch hier geht der zweite Platz an die USA – mit knapp einer Million – vor Deutschland mit 833.000.
«Die Zahlen zeigen eindeutig, dass der weltweite Trend zur nachhaltigen Mobilität trotz vieler Krisen 2022 weiter ungebrochen ist», sagt Andreas Püttner vom ZSW. «Wenn Deutschland aber auf das selbstgesteckte Ziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen bis Ende 2030 kommen will, müssen hierzulande jedes Jahr mindestens doppelt so viele Fahrzeuge wie 2022 neu zugelassen werden.» Chinas rasantes Wachstum bei der Elektromobilität im vergangenen Jahr begründet Püttner mit Fördermaßnahmen der Regierung und den dort relativ niedrigen Preisen.
Auch aktuell wächst die Bedeutung der Stromer in China kräftig. Während die Auto-Auslieferungen insgesamt im Juli um rund 5 Prozent sanken, wuchs der Bereich der alternativen Antriebe, zu dem neben reinen batterieelektrischen Fahrzeugen auch Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge gezählt werden, um rund ein Drittel.
Laut Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) waren es 647.000 Fahrzeuge. Bei der gegenwärtigen Entwicklung der Verkäufe rechnen Branchenkenner damit, dass Elektroautos die Verbrenner in der Volksrepublik bald überholen werden.
Wie steht Tesla da?
Bei den einzelnen Herstellern zählt das ZSW nicht die Bestände sondern die kumulierten Neuzulassungen der jeweiligen Konzerne. Diese sind in der Regel etwas höher als die Bestände, da ja auch Fahrzeuge bei Unfällen zerstört werden, kaputt gehen oder aus anderen Gründen aus dem Bestand verschwinden. Mit 3,6 Millionen Autos liegt hier – noch – Tesla vorne.
Der Vorsprung des US-amerikanischen Unternehmens ist um gut eine halbe Million Autos geschrumpft, denn die Nummer zwei, BYD aus China, hat kräftig aufgeholt und liegt nun bei 3,3 Millionen. SAIC, ebenfalls chinesisch, verdrängt mit inzwischen 2,4 Millionen den VW-Konzern vom dritten Platz. Die Wolfsburger rutschen mit 2,3 Millionen auf Rang 4, gefolgt von BMW mit 1,3 Millionen.
Bei den Neuzulassungen hatte BYD vergangenes Jahr bereits die Nase vorn und kommt auf 1,8 Millionen. Dahinter folgt Tesla mit 1,3 Millionen und auch hier verdrängt SAIC mit knapp 1,2 Millionen VW vom dritten Platz. Die Wolfsburger liegen laut ZSW mit 831.000 auf Rang 4. BMW kommt mit 433.000 auf Platz 6, Mercedes mit 319.000 auf den achten Rang.
China deckt das gesamte Segment ab
«Wenn Deutschland nicht abgehängt werden will, dürfen sich die deutschen Autobauer nicht nur im Premiumsegment bewegen, zumal chinesische Unternehmen sukzessive auf den außerchinesischen Markt drängen», betonte Püttner. Denn chinesische Hersteller deckten die komplette Pkw-Bandbreite ab: vom Kleinst-Pkw bis zu den großen Premiumfahrzeugen. Das reiche für einen Marktanteil von rund 50 Prozent.
Die häufigsten Elektroautomodelle der Welt sind der Analyse zufolge allerdings nach wie vor Teslas: Das Model 3 kommt auf 1,8 Millionen Stück, das Model Y auf 1,2 Millionen. Deutsche Hersteller sind in dieser Kategorie nicht unter den ersten zehn vertreten.
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