21. November 2024

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KaDeWe: Luxus-Kaufhäuser lassen Benko-Zeit hinter sich

Die drei Kaufhäuser zählen zu den vornehmsten, die Deutschland zu bieten hat - und wurden mit dem Zusammenbruch des Benko-Imperiums selbst zur Ware. Nun ist ihr Betrieb in thailändischer Hand.

Hier ist von Warenhauskrise nichts zu spüren: Ob KaDeWe, Oberpollinger oder Alsterhaus – Luxus läuft. Und so überstehen die Kaufhäuser in Berlin, München und Hamburg den Zusammenbruch des Signa-Imperiums, das der österreichische Investor René Benko aufgebaut hatte. Die thailändische Central Group übernimmt den Betrieb. Das teilte am Freitag die KaDeWe Group mit, die alle drei Häuser vereint. Der bisherige Mehrheitseigner übernimmt das operative Geschäft komplett. Und in der Geschichte der Traditionshäuser und für die rund 1700 Beschäftigten beginnt ein neues Kapitel; doch noch sind Fragen offen. 

Die Käufer:

Die Central Group ist ein Mischkonzern im Besitz der Familie Chirathivat, die zu den reichsten Familien Thailands zählt. Forbes schätzte ihr Vermögen 2023 auf 12,4 Milliarden Dollar (11,4 Mrd Euro). Die Gruppe mit Sitz in Bangkok betreibt Supermärkte, Kaufhausketten, Hotels und Restaurants. Im Ausland ist sie unter anderem an La Rinascente in Italien, Selfridges in Großbritannien und Globus in der Schweiz beteiligt. Wie viel sie für das deutsche Premium-Trio zahlt, blieb am Freitag offen. Nur so viel gab eine KaDeWe-Erklärung preis: Central habe überzeugend dargelegt, die Gruppe übernehmen zu wollen und zu können.

Die Kaufhäuser:

Das 1907, in der Nähe des Kurfürstendamms eröffnete KaDeWe («Kaufhaus des Westens») in Berlin wurde in der Nachkriegszeit zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Es verfügt über 60.000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Der Oberpollinger, 1905 eröffnet, sieht sich heute als Departmentstore, orientiert auch an internationaler Kundschaft. Im 1912 als Warenhaus Hermann Tietz eröffneten Alsterhaus schauten sich schon der damalige Prince Charles und Lady Diana um. 728 Millionen Euro Umsatz machten die drei Häuser im Geschäftsjahr 2022/2023 nach Unternehmensangaben. Größter Umsatzbringer ist das KaDeWe. 

Die Benko-Jahre:

Karstadt verkaufte die Premiumhäuser vor zehn Jahren an Signa und damit an den Österreicher René Benko. Der holte 2015 Central an Bord. Über hohe Mieten schlug der Immobilien-Investor Benko Kapital aus den Häusern – bis in den vergangenen Monaten steigenden Zinsen, Baukosten und Energiepreise sein verschachteltes Signa-Imperium zum Kollaps brachten. Im Januar ging auch die KaDeWe Group in die Insolvenz. Der Geschäftsbetrieb in den Kaufhäusern läuft aber weiter.

Die Immobilien:

Das Mieten-Problem hat Central erst zum Teil gelöst. Im April kauften die Thailänder das Gebäude des KaDeWe mit seinen 60.000 Quadratmetern – für eine Milliarde Euro, wie es aus dem Berliner Senat hieß. In München und Hamburg sieht sich Central noch Signa gegenüber: Central verhandelt mit Signa-Insolvenzverwalter Torsten Martini über die Miete für die 20.000 Quadratmeter im Alsterhaus und 30.000 Quadratmeter im Operpollinger. 

Mit ihm hatte zuletzt auch der Galeria-Insolvenzverwalter verhandelt und konnte geringere Mieten erreichen – was dazu beitrug, dass die meisten betroffenen Filialen fortgeführt werden. Aber entscheiden werden am Ende die Gläubiger der insolventen Signa-Gesellschaften, also Finanzinstitute, Banken und Fonds. Zudem steht der Kaufvertrag noch unter dem Vorbehalt unter anderem kartellrechtlicher Fragen, wie es am Freitag hieß.

Die Zukunft:

Handelsexperte Johannes Berentzen von der Beratungsfirma BBE meint zu der geplanten Übernahme: «Aus Sicht der Häuser und der Beschäftigten ist das eine gute Nachricht – ein weiterer Schritt zur Loslösung von den insolventen Signa-Gesellschaften.» Die Mietverhandlungen für Hamburg und München würden spannend. «In beiden Häusern ist die Umsatz-Mietbelastung sehr hoch.» Größte Herausforderung für Central werde es aber sein, zügig operativen Durchgriff zu erlangen – damit die Profitabilität steige und sich auch die Luxuspositionierung weiter entwickele. «Das gilt übrigens auch für den Online-Bereich.» Da seien andere weiter.

Von Christian Rothenberg und Burkhard Fraune, dpa