Führende Duftstoff- und Aromenhersteller sind wegen des Verdachts auf Preisabsprachen ins Visier der Wettbewerbshüter geraten. Am Dienstagabend hatte die EU-Kommission mitgeteilt, ein Wettbewerbsverfahren in der Branche gestartet zu haben, aber keine Namen genannt. Die Schweizer Wettbewerbskommission Weko bestätigte eine eigenen Kartelluntersuchung gegen mehrere Hersteller und nannte am Mittwochmorgen als betroffene Unternehmen die Schweizer Hersteller Firmenich International sowie Givaudan, den deutschen Dax-Konzern Symrise mit Sitz im niedersächsischen Holzminden und den US-Hersteller International Flavors & Fragrances.
Duftstoffe werden zur Herstellung zahlreicher Produkte verwendet, darunter insbesondere Kosmetik- und Körperpflegeprodukten sowie Wasch- und Reinigungsmittel.
Die EU-Kommission hat nach eigenen Angaben die Sorge, dass «Unternehmen und eine Vereinigung in der Duftstoffbranche weltweit EU-Wettbewerbsrecht verletzt haben könnten, das Kartelle und restriktive Geschäftspraktiken verbietet.»
Symrise bestätigte auf Nachfrage, von der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit Untersuchungen zu möglichen Preisabsprachen in den Bereichen Duftstoffe und Aromen kontaktiert worden zu sein. Von der Untersuchung betroffen sei der Hauptsitz von Symrise im niedersächsischen Holzminden. Noch gebe es aber keine Details. Symrise kooperiere und werde aktuell als Zeuge gehört. Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram sagte auf der Bilanzpressekonferenz: «Preisabsprachen: Wir sehen uns da nicht betroffen. Wir denken heute, wir haben nichts zu verbergen.»
Verstoß gegen das Kartellrecht
Die Weko teilte mit, es gebe Anhaltspunkte, «dass mehrere Unternehmen, die im Bereich der Produktion von Duftstoffen («fragrances») aktiv sind, gegen das Kartellrecht verstoßen haben». Es bestehe der Verdacht, dass sie ihre Preispolitik koordinierten, ihre Konkurrenten daran hinderten, bestimmte Kunden zu beliefern, und die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkten.
An verschiedenen Standorten gab es laut der Weko Hausdurchsuchungen. Diese seien in Abstimmung mit anderen Wettbewerbsbehörden, namentlich der EU-Kommission, der US Department of Justice Antitrust Division und der britischen Competition and Markets Authority, erfolgt. Im Rahmen der Untersuchung sei zu prüfen, ob tatsächlich kartellrechtlich unzulässige Wettbewerbsbeschränkungen vorliegen. Für die Unternehmen gelte die Unschuldsvermutung.
Derartige Untersuchungen zögen sich für gewöhnlich sehr lange hin, sagte Analystin Celine Pannuti von der Bank JPMorgan. Zugleich müssten mögliche Geldbußen am Ende nicht so hoch ausfallen, wie es die Regeln der EU-Kommission suggerierten. So gibt die EU-Kommission an, dass Strafen in Kartellverfahren in der Regel 15 bis 20 Prozent der betroffenen Umsätze ausmachen, mit einer Obergrenze von zehn Prozent des Jahresumsatzes der betroffenen Unternehmen.
Geschäftszahlen von Symrise
Die Vorlage endgültiger Geschäftszahlen und des Jahresausblicks von Symrise rückten angesichts der Untersuchungen ein Stück weit in den Hintergrund. Das Unternehmen rechnet 2023 mit einer Profitabilität am unteren Ende seiner mittelfristigen Zielspanne. Dabei kalkuliert Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram mit moderat steigenden Rohstoffkosten. Bereits 2022 bekam das Unternehmen einen Anstieg von Rohstoff-, Logistik- und Energiekosten zu spüren.
2022 fiel die operative Gewinnmarge, wie seit Januar bekannt, von 21,3 auf 20,0 Prozent – und dabei ist eine Wertberichtigung von 126 Millionen Euro auf die knapp 30-prozentige Beteiligung am Haustiernahrungsspezialisten Swedencare herausgerechnet. Exklusive dieser Sonderbelastung stieg der operative Gewinn 2022 um gut 13 Prozent auf 922 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Symrise 406 Millionen Euro und damit gut 8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Insgesamt wuchs Symrise 2022 um mehr als ein Fünftel auf einen Umsatz von 4,618 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft – also Übernahmen und Wechselkurseffekte ausgeklammert – belief sich das Plus auf 11,4 Prozent. Bis 2025 kalkuliert die Unternehmensführung im Schnitt mit einem jährlichen Wachstum aus eigener Kraft um 5 bis 7 Prozent.
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