21. November 2024

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Kein Personalwechsel im Zug – Bahnchef soll weitermachen

Für Bahnkunden gibt es große Versprechen: Reisen soll pünktlicher, komfortabler und einfacher werden. Milliarden werden investiert. Doch Corona schlägt hart ins Kontor. Der Bund setzt auf Kontinuität.

Mehr Züge, mehr Fahrten: Den milliardenschweren Angebotsausbau bei der Deutschen Bahn will der Bund trotz des Einbruchs der Fahrgastzahlen fortsetzen. Und diesen Kurs soll wohl die bisherige Führungsspitze weiterfahren.

Verträge mehrerer Vorstände sollen verlängert werden, darunter der von Bahnchef Richard Lutz. Entsprechende Informationen des Nachrichtenportals «ThePioneer» wurden der dpa in Regierungskreisen bestätigt. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sind sich demnach einig. Der Aufsichtsrat hat aber noch nicht entschieden.

Lutz ist seit knapp vier Jahren Vorstandsvorsitzender der bundeseigenen Deutschen Bahn. Der Vertrag des 56-Jährigen solle um fünf Jahre verlängert werden.

Die Bahn steckt in der größten finanziellen Krise seit der Gründung der Aktiengesellschaft 1994. Im vergangenen Jahr dürfte die Corona-Pandemie einen milliardenschweren Umsatzeinbruch und Verlust gebracht haben. Seit Monaten ist in Konzernkreisen von einem Minus von rund 5,6 Milliarden Euro die Rede. Abschließende Zahlen legt Lutz nächsten Monat vor.

Der Bundestag hat schon die Verschuldungsgrenze für die Bahn von bisher 30 Milliarden auf 35 Milliarden Euro bis Ende 2021 angehoben. Der Bund plant außerdem eine milliardenschwere Eigenkapitalerhöhung bei dem bundeseigenen Konzern. Seit längerem gibt es Verhandlungen, um die EU-Kommission zu einer Zustimmung zu bewegen.

Doch nicht nur Corona, auch Probleme im Güterverkehr und im Auslandsgeschäft belasten die Bilanz, teilweise seit Jahren. Immer wieder gibt es Kritik an der Strategie und auch an der Struktur des Staatskonzerns mit weltweit rund 320.000 Beschäftigten, Hunderten von Beteiligungen und zahlreichen Hierarchieebenen.

Schon vor der Pandemie hatte die Bahn ihre Gewinnziele deutlich zurückgefahren, um mehr zu investieren. Sie scheiterte bei dem Versuch, mit der Bus- und Bahntochter Arriva große Teile des Auslandsgeschäfts zu verkaufen.

Immer wieder nimmt der Bundesrechnungshof die Bahn ins Visier. Die Kontrollbehörde fordert, dass der Bund besser überprüft, was der Staatskonzern mit dem Steuergeld macht. Skeptisch ist der Hof etwa bei den geplanten staatlichen Corona-Hilfen und dringt auf Einsparungen im Konzern. Die Kontrollbehörde warf der Bahn auch vor, eine Affäre um Beraterverträge für frühere Manager unzureichend aufgearbeitet zu haben – was der Konzern zurückwies.

Die Bundesregierung hält aber bislang insbesondere bei der Eisenbahn in Deutschland am eingeschlagenen Kurs fest. Die Zahl der Fahrgäste soll 2030 doppelt so hoch sein wie 2015. Denn die Bahn spielt eine wichtige Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, damit Klimaziele im Verkehrsbereich erreicht werden können. Milliarden fließen mit staatlicher Hilfe in das Schienennetz. Laufend kommen neue Fernzüge aufs Netz.

Kontinuität ist offenkundig auch die Devise beim Führungspersonal. Vertragsverlängerungen solle es außer für Vorstandschef Lutz auch für die Vorstandsmitglieder Ronald Pofalla (Infrastruktur) und Berthold Huber (Personenverkehr) geben, hieß es. Der frühere Kanzleramtsminister Pofalla, der in diesem Jahr 62 wird, soll laut Bericht bis zum Erreichen der Altersgrenze im Vorstand bleiben. Die Verträge der drei wären in gut einem Jahr ausgelaufen.

Lutz wurde am 6. Mai 1964 als Sohn einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und ist seit 1994 bei der Bahn tätig. Im April 2010 wurde er zum Vorstand Finanzen und Controlling berufen. Im März 2017 löste Lutz Vorstandschef Rüdiger Grube ab, der im Streit um seine Vertragsverlängerung gegangen war.

Im vergangenen Sommer hatten Politik, Gewerkschaften, Bahn-Unternehmen und Verbände einen «Schienenpakt» unterzeichnet. Bahnkunden sollen demnach künftig einfacher und schneller ans Ziel kommen und die Züge pünktlicher werden.

Ein zentrales Element dafür ist der «Deutschlandtakt». Zwischen den größten Städten sollen bis 2030 die Züge im Halbstundentakt fahren. An wichtigen Umsteigestationen sollen die Züge ungefähr gleichzeitig eintreffen und kurz darauf wieder abfahren. Lange Umsteigezeiten von einer halben Stunde und mehr soll es dann nicht mehr geben.

Von Andreas Hoenig und Burkhard Fraune, dpa