Kredite der staatlichen Förderbank KfW sind im Corona-Krisenjahr 2020 so begehrt gewesen wie nie. Das Fördervolumen des Instituts stieg im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent auf den Höchstwert von 135,3 Milliarden Euro.
«Nie zuvor waren wir als Förderbank auf diese Weise gefordert», bilanzierte Vorstandschef Günther Bräunig in Frankfurt.
Im Inland hat sich das Fördervolumen mehr als verdoppelt auf den Rekordwert von 106,4 Milliarden Euro. Davon entfielen mehr als 46 Milliarden Euro auf Corona-Hilfsprogramme. Etwa 32 Milliarden Euro davon wurden bereits ausgezahlt.
Bräunig sprach von einem «absoluten Ausnahmejahr». Zeitweise habe alle 7 Sekunden im Info-Center das Telefon geklingelt. Alle 49 Sekunden sei eine E-Mail beantwortet worden, bis zu 10.000 Anfragen am Tag hätten KfW-Mitarbeiter bearbeitet. Das sei in etwa 15 Mal so viel wie in normalen Zeiten. «Das zeigt, dass die Modernisierung unserer IT wirklich Früchte getragen hat», sagte der im Sommer aus Altersgründen scheidende Vorstandschef. Die Suche nach einem Nachfolger sei angelaufen.
In Deutschland sagte die KfW im vergangenen Jahr insgesamt rund eine Million Kredite, Zuschüsse und andere Finanzierungen zu – ebenfalls ein historischer Wert. Zum Vergleich: In den Jahren 1990 bis 2000 gab es knapp 850 000 Zusagen für den gesamten Aufbau Ost.
Auch die Nachfrage nach klassischen Programmen der von Bund und Ländern getragenen Förderbank stieg 2020. Rekordzusagen gab es Bräunig zufolge für Energieeffizienz in Gebäuden. Die Förderung von Ladestationen für Elektroautos war ebenfalls stark gefragt.
Mit mehr als 50 Milliarden Euro unterstützte die KfW Unternehmen, Start-ups, Studierende und gemeinnützige Organisationen in Deutschland sowie Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern im Kampf gegen die Folgen der Pandemie.
In der Bilanz der Bankengruppe hinterließ die Krise allerdings deutliche Spuren. Nach einem Gewinn von rund 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2019 dürfte das Plus im Gesamtjahr 2020 deutlich geringer ausgefallen sein. «Wir werden definitiv mit Gewinn abschließen und es wird auch ein bisschen mehr sein als wir im dritten Quartal hatten», sagte Finanzvorstand Bernd Loewen. Die genauen Zahlen will die Förderbank am 25. März veröffentlichen.
Zum 30. September hatte die KfW einen Gewinn in Höhe von 145 Millionen Euro ausgewiesen (Vorjahreszeitraum: 1,245 Mrd Euro). Vor allem Bewertungsabschläge auf Beteiligungen und eine gestiegene Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite belasteten.
Auch im laufenden Jahr wird die Förderbank nach Bräunigs Einschätzung viel zu tun haben. «Nach dem Corona-Jahr 2020 kommt das Corona-Jahr 2021», sagte der KfW-Chef. «Die angelaufenen Impfungen stimmen zuversichtlich, dennoch wird uns die Corona-Pandemie auch im neuen Jahr sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand weiter beschäftigen.» Die KfW sei von der Förderstruktur darauf vorbereitet, rechne aber nicht mit ähnlich großen Zahlen wie 2020.
Die Förderbank unterstützt mit ihren Corona-Hilfsprogrammen im Auftrag des Bundes zusammen mit Banken und Sparkassen Unternehmen, die wegen der Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind. Hierfür stellt sie zinsgünstige Kredite für Investitionen und Betriebsmittel bereit. Diese können Unternehmen bei Hausbanken oder bei jeder anderen Bank, die KfW-Kredite durchleitet, beantragen.
Zugleich arbeitet die KfW weiter daran, die Niedrigzinsen weiterzugeben. Die Bankengruppe verdient mit der Aufnahme frischer Mittel am Kapitalmarkt praktisch Geld, weil ihr negative Zinsen berechnet werden. Diese will die KfW an Geschäftsbanken weitergeben, bei denen Kunden die Förderkredite beantragen. Voraussichtlich bis zum Sommer solle das im Massengeschäft der Fall sein. Das könnte zu günstigen Finanzierungsbedingungen für Endkunden beitragen. «Wir rechnen aber nicht damit, dass ein Zinssatz von 0,01 Prozent für den privaten Kreditnehmer unterschritten wird», sagte Bräunig.
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