21. November 2024

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Kofferhersteller navigieren aus der Corona-Krise

Die coronabedingten Reisebeschränkungen forderten die Kofferindustrie heraus. Umsätze brachen dramatisch ein. Reisen und Handel veränderte sich. Trotzdem blickt die Branche positiv in die Zukunft.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war ein Schock für die Reisebranche. Zahllose Flüge wurden gestrichen, auf den Reisekoffern der Menschen sammelte sich Staub.

Das bekamen rasch auch die Kofferhersteller zu spüren: Die Umsätze im Handel mit Koffern brachen nach Angaben des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE) zu Beginn der Pandemie teilweise um mehr als 80 Prozent ein. Doch jetzt hofft die Branche, das Schlimmste überstanden zu haben.

«Wir sind sehr zuversichtlich, dass spätestens zum Sommer im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Branche kommt», sagt die Sprecherin des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie, Claudia Schulz, der Deutschen Presse-Agentur. Die Reiselust der Menschen sei «aktuell schon deutlich spürbar». Als Folge werde auch die Nachfrage nach Reisegepäck wieder anziehen.

Auch Branchenexperte Jürgen Dispan vom Stuttgarter IMU-Institut erwartet für die Branche 2022 «nach Jahren der Flaute endlich wieder ein deutliches Plus». Zum einen gebe es einen Nachholbedarf bei Reisen, zum anderen bliebe die Kaufkraft derjenigen, die sich Koffer und Lederwaren im Premiumbereich leisten können, hoch.

Die vergangenen beiden Jahre waren für die Kofferhersteller allerdings eine große Herausforderung. «Mit Beginn der pandemiebedingten Reiseeinschränkungen kam es zu einem Abbruch der Umsätze im Koffersegment», erinnert sich Joachim Aisenbrey, Geschäftsführer des Breuninger Hauses in Stuttgart.

Es sei bei Reisegepäck zu Nachfrageeinbrüchen «von zum Teil über 80 Prozent gegenüber 2019» gekommen, berichtet auch BTE-Sprecher Axel Augustin. Im vergangenen Jahr sei die Nachfrage zwar wieder etwas gestiegen, sie liege aber immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

Doch traf die Branchenkrise nicht alle gleich. Das Herforder Modeunternehmen Bugatti berichtet, vor der Pandemie habe der Kofferverkauf bei Bugatti rund 30 Prozent des Gesamtjahresumsatzes ausgemacht. In den von Corona geprägten Jahren 2020 und 2021 seien es nur noch acht Prozent gewesen. Nun hofft das Unternehmen, nicht zuletzt dank des Onlinehandels, im laufenden Jahr auf Besserung.

Ein Stück weiter ist da schon der mittlerweile zur französischen Luxusgütergruppe LVMH (Louis Vuitton, Moet, Hennessy) gehörende Kölner Kofferhersteller Rimowa. Die Pandemie habe auch die Luxusmarke «vor ungeahnte Herausforderungen» gestellt, sagt im Rückblick Firmenchef Hugues Bonnet-Masimbert. «Ohne den soliden finanziellen Rückhalt der Gruppe wären wir zweifellos durch die schwere Krise, insbesondere im Jahr 2020, gefährdet gewesen.»

Das Unternehmen profitiere jedoch von seiner internationalen Aufstellung. In etlichen Regionen gehe es bereits wieder aufwärts. So habe das Geschäft in Nordamerika und China 2021 bereits wieder «deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau» gelegen, berichtet Bonnett-Masimbert. In Europa sei seit der zweite Hälfte des Jahres eine spürbare Belebung zu verzeichnen.

«Während die Pandemie uns als Reisemarke vor ungeahnte Herausforderungen stellte, war es interessant zu beobachten, wie sich die Kaufgewohnheiten unserer Kunden veränderten», sagt der Rimowa-Chef. Weil internationale Reisen zeitweise kaum noch möglich gewesen seien, hätten viele Menschen stattdessen häufiger Kurzurlaub im eigenen Land gemacht. «Folglich wurden Koffer in Handgepäckgröße für Kurztrips immer beliebter.» Rimowa sei zudem die Ausweitung der Produktpalette auf Accessoires und Taschen zugutegekommen.

Doch selbst wenn die Kofferbranche die Pandemie nun bald hinter sich lassen sollte, warte die nächste Herausforderung schon, wie Branchenexperte Dispan betont. Die Kofferhersteller müssten so nun auch rasch auf die globalen Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung reagieren, sagt der IMU-Experte. Auch bei Koffern und Reisetaschen legten die Konsumenten immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit.

Von Luise Evers, dpa