Der höchste Auftragseingang seit Juni 2021 gibt der deutschen Industrie Auftrieb. Im Februar erhöhte sich das preisbereinigte Volumen neuer Aufträge zum Vormonat um 4,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Zu diesem dritten Zuwachs in Folge trugen nach Angaben der Wiesbadener Statistiker maßgeblich Großaufträge unter anderem für Schiffe, Flugzeuge sowie Militärfahrzeuge bei. In diesem Bereich gab es ein Auftragsplus von 55,9 Prozent im Vergleich zum Januar 2023.
Gemessen am Februar 2022 lag der gesamte Auftragseingang der Industrie in Deutschland im Februar des laufenden Jahres kalenderbereinigt um 5,7 Prozent niedriger. Zudem profitierten nicht alle Industriebereiche vom jüngsten Aufschwung. So waren nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums die Bestellungen beispielsweise in der Pharmaindustrie mit minus 5,5 Prozent zum Vormonat auch im Februar rückläufig. Erneute Zuwächse gab es dagegen in der Autoindustrie, der Metallerzeugung sowie der Chemiebranche.
Flaute beim Maschinenbau
Der Maschinen- und Anlagenbau verzeichnet nach Angaben des Branchenverbandes VDMA weiter eine Auftragsflaute. So lagen die Auftragseingänge im Februar bereinigt um Preiserhöhungen (real) um 17 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt mitteilte. «Der Rückgang erklärt sich insbesondere dadurch, dass die wirtschaftliche Lage unverändert von zahlreichen Herausforderungen geprägt ist, was bei vielen Investoren Zurückhaltung hervorruft», erklärte VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Außerdem gab es im Vorjahresmonat den Angaben zufolge besonders viele Bestellungen.
Das Wirtschaftsministerium sprach mit Blick auf die übergreifenden Zahlen von einer «konjunkturellen Erholung»: «Die Auftragseingänge befinden sich in vielen Branchen der deutschen Industrie weiter auf Erholungskurs.» Im Januar war der Auftragsanstieg in der Industrie nach neuester Berechnung des Bundesamtes zum Vormonat mit 0,5 Prozent allerdings nur halb so groß wie zunächst berechnet.
«Der aktuelle Zuwachs bei den Bestellungen ist zumindest ein Hoffnungsschimmer», befand Jupp Zenzen, Konjunkturexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Angesichts der gebremsten Weltkonjunktur sowie hoher Kostensteigerungen und eines steigenden Zinsniveaus sei dies aber noch kein Selbstläufer.
Auch Commerzbank-Analyst Ralph Solveen sprach von einer positiven Überraschung aus der deutschen Industrie. Es sei aber zu früh, von einer Wende nach oben zu sprechen: «Dies dürfte kaum der Beginn einer längerfristigen Belebung der Konjunktur sein», ordnete Solveen ein.
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