Schokolade ist offensichtlich krisenresistent: Die deutschen Hersteller haben ihre Produktion im vergangenen Jahr trotz Teuerung und nachlassender Konjunktur um 1,7 Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen erhöht, wie der Verband der Süßwarenindustrie in Bonn mitteilt. Der Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland ist geschätzt auf 9,56 Kilogramm leicht gestiegen. Zum bevorstehenden Osterfest könnte jeder Einwohner der Bundesrepublik rein rechnerisch mehr als einen Schokohasen verspeisen: Für den Verkauf im Inland hat die Industrie 108 Millionen Schokohasen produziert.
Von der Teuerung ausgenommen ist auch die Süßwarenindustrie nicht: Ablesen lässt sich das unter anderem daran, dass der Wert der in Deutschland hergestellten Schokoladenwaren schneller gestiegen ist als die Produktion, und zwar um 4,5 Prozent auf rund 6,2 Milliarden Euro. Vor allem der Export legte kräftig zu.
Fluide Definition von «Schokoladenwaren»
Die jahrelange Debatte um gesunde Lebensmittel hat den Schokoladeappetit in Deutschland offensichtlich nicht beeinträchtigt. Zum Vergleich: Anfang der 1980er Jahre hatte der Verband den damaligen pro-Kopf-Verzehr in der alten Bundesrepublik noch erheblich niedriger geschätzt und mit 6,5 Kilogramm beziffert. Allerdings ist der Vergleich mit Vorsicht zu genießen, nach Worten einer BDSI-Sprecherin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mutmaßlich die Definition von «Schokoladenwaren» geändert.
Populärste Geschmacksrichtung ist laut BDSI mit großem Abstand nach wie vor die Milchschokolade, auch wenn mittlerweile mehr Hersteller dunkle Schokoladen mit hohem Kakaoanteil auf den Markt gebracht haben. Zugenommen hat auch das Angebot an veganen Varianten und sogenannten Herkunftsschokoladen, etwa mit Kakao aus Ecuador und Peru.
Lieferketten wieder stabiler
Im vergangenen Jahr litt auch die Süßwarenindustrie zeitweise unter großen Lieferproblemen, so waren etwa in manchen Münchner Supermärkten Schokoladen-Nikoläuse vor Weihnachten weitgehend ausverkauft. «Die Lieferkettenproblematik hat sich seit Anfang 2023 wieder verbessert», sagte die Sprecherin dazu. Allerdings leidet die Branche ebenso wie andere Industriezweige an der Verteuerung von Energie und Rohstoffen.
2022 haben die mehr als 200 Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie laut Verband eine «seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie da gewesene Spirale an Kostensteigerungen und teilweise massiven Problemen und Ausfällen in internationalen Lieferketten» erlebt.
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