In der Finanzkrise der Deutschen Bahn mehren sich die Stimmen für Kurskorrekturen bei dem Staatskonzern. Bei einer Aufsichtsratsitzung am Mittwoch sollte nach dem Einbruch des Geschäfts in diesem Jahr die Lage besprochen werden.
Dabei geht es auch um die Frage, wie die Bahn sich im nächsten Jahr refinanzieren kann. Aus der Opposition im Bundestag und von Gewerkschaftsseite werden darüber hinaus Forderungen nach Strukturreformen laut.
Aus Sicht der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft gibt es zu viele Führungsebenen in dem Konzern mit weltweit mehr als 320.000 Mitarbeitern. «Was die Hierarchien angeht, da kann man sicherlich vieles abbauen», sagte der Vize-Vorsitzende Martin Burkert am Mittwoch dem SWR. Er gehört dem Konzern-Aufsichtsrat an.
Die EVG will sich dort angesichts der Milliardenverluste in der Corona-Krise für eine Neujustierung der Konzernstrategie stark machen. Planziele wie die Verdoppelung der Fahrgastzahlen sollen zugunsten neuer Geschäftsmodelle verschoben werden.
Nach Burkerts Einschätzung wird die Krise die Bahn bis weit ins Jahr 2021 belasten. «Es sind teilweise Geisterfahrten», sagte er zur momentanen Auslastung der Züge. Für nächstes Jahr forderte er einen «Rettungsschirm» für den Regionalverkehr, in dem auch viele Bahn-Konkurrenten unterwegs sind.
Die Grünen kritisierten, der Bund unterstütze in der Krise einseitig die Bahn und lasse die Konkurrenten etwa im Güterverkehr weitgehend leer ausgehen. Geplant ist eine Eigenkapitalspritze von fünf Milliarden Euro für dieses Jahr, die die EU-Kommission aber noch nicht genehmigt hat.
Die Corona-Pandemie lege die strukturellen Probleme der Bahn offen, sagte der Grünen-Verkehrspolitiker Matthias Gastel. «Mit einer soliden Finanzausstattung der Bahn hätte es gar nicht zu einem solchen Schuldenberg kommen dürfen», sagte er. Im Wettbewerb mit Straße und Luft sieht der die Bahn benachteiligt. Der Bund müsse der Bahn ermöglichen, das Schienennetz ohne Gewinndruck zu betreiben.
Der FDP-Verkehrspolitiker Torsten Herbst forderte eine Verschlankung des Konzerns mit zahlreichen Töchtern und Beteiligungen. «Diese Aktivitäten im Ausland müssen angesichts der enormen Herausforderungen der Corona-Pandemie endlich ein Ende haben.» Bei der Strategie aus Vor-Corona-Zeiten dürfe es kein einfaches «Weiter so» geben. «Der heutige DB-Konzern ist zu groß und schwerfällig, hat zu viele Hierarchieebenen und verzettelt sich mit unzähligen Beteiligungen.»
In diesem Jahr wird nach Angaben aus Konzernkreisen ein Umsatzeinbruch und ein Verlust von 5,6 Milliarden Euro erwartet. Vor allem der dramatische Fahrgastrückgang in der Corona-Krise belastet die Bilanz, aber auch die Probleme der Gütersparte sowie im Auslandsgeschäft. Der Vorstand rechnet fürs laufenden Geschäft auch im nächsten Jahr mit deutlichen Verlusten und einer Erholung ab 2022.
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