Die steigenden Weltmarktpreise bei Milchprodukten werden nach Einschätzung von Branchenvertretern über kurz oder lang in den deutschen Supermarktregalen ankommen.
«Im Moment sehen wir einfach weltweit extrem steigende Notierungen, aber eben, dass hier in Deutschland der Lebensmittelhandel versucht aus der starken Position heraus, diese Erhöhungen nach vorne weiter wegzuschieben», sagte der Co-Vorsitzende der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, Hans Stöcker, im niederrheinischen Kempen.
«Aber es wird eben auch da zu Erhöhungen kommen müssen», zeigte er sich mit Blick auf eine starke Nachfrage aus dem Ausland von einem Nachziehen der großen Lebensmittelhändler in Deutschland überzeugt. «Und von daher steht alles Richtung auf steigende Preise, denn nur steigende Preise im Markt können auch nachher weitergegeben werden in steigende Milchauszahlungspreise von den Molkereien.» Aber es sei nicht mehr so, das alle Kontrakte zur gleichen Zeit abgeschlossen würden. Von daher sei es noch ungewiss, wann Preiserhöhungen kämen.
Seit Jahrzehnten hatten die Stichtage 1. Mai und 1. November eine große Bedeutung für die Milchwirtschaft. Zu diesen Zeitpunkten traten traditionell neue Lieferverträge der einzelnen Molkereien mit den Lebensmittelhändlern in Kraft. Rund um diese Stichtage konnte es dementsprechend zu Preisveränderungen für die Verbraucher bei Milch und zahlreichen Milchprodukten in der untersten Preislage kommen. Aldi galt dabei als Messlatte für andere große Händler und Ketten. Diese Stichtage waren bei Preissenkungen auch schon mehrfach Anlass für Milchbauern, für ein besseres Einkommen zu demonstrieren.
Die Tendenz gehe nun dahin, dass man doch «insgesamt etwas davon weggeht, dass alle Kontrakte zur gleichen Zeit im Halbjahresrhythmus gemacht werden», erklärte Stöcker. Die Unternehmen versuchten, Kontrakte stärker auf ihre individuellen Produkte auszurichten.
Neue Vertragslaufzeiten geplant
Nach einem Bericht der «Lebensmittel Zeitung» will Aldi bis Ende September die Halbjahresverträge für Milch auf Mehrjahresverträge umstellen. Aldi Nord und Aldi Süd verwiesen vor wenigen Tagen in einer gemeinsamen Stellungnahme darauf, dass die Preisfindung bei Milch «grundsätzlich dem Prinzip von Angebot und Nachfrage auf dem gesamten (Welt-)Markt» folge und von weiteren Faktoren wie etwa Qualitäts- oder Nachhaltigkeitskriterien beeinflusst werde. Nur etwa ein Viertel der in Deutschland produzierten Menge an Milch werde durch den Handel vertrieben, mehr als die Hälfte gehe in den Export.
Der Erzeugerpreis sei deshalb nur zum sehr kleinen Teil vom deutschen Handel abhängig und werde insbesondere vom Weltmarkt beeinflusst. Aldi wolle dennoch dazu beitragen, dass weltmarktbedingte Rohstoffschwankungen bei Milch nicht zu Lasten der deutschen Landwirte gingen. Ein Modell dafür seien mittel- und längerfristige Lieferverträge, mit denen Molkereien langfristige Mengenabnahmen zugesichert und somit bessere Planungssicherheit gegeben werden könne. «So wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die angespannte Situation weiter zu lösen», erklärten Aldi Nord und Aldi Süd. Aus kartellrechtlichen Gründen könnten keine Details genannt werden.
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