21. November 2024

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Lichtblick für Thyssenkrupp

Seit langer Zeit präsentiert Thyssenkrupp wieder schwarze Zahlen. Auch beim Sorgenkind Stahl läuft es besser. In die Modernisierung der Hüttenwerke steckt der Konzern so viel Geld wie lange nicht. Doch das hat für die Beschäftigten seinen Preis.

Der seit Jahren in einer tiefen Krise steckende Stahl- und Industriekonzern Thyssenkrupp sieht wieder Licht am Ende des Tunnels.

«Wir spüren Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung und unsere Maßnahmen tragen erste Früchte», kommentierte Vorstandschefin Martina Merz die am Mittwoch in Essen vorgelegten Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2020/21. «Wir haben schwarze Zahlen geschrieben, noch sind wir aber nicht über den Berg.» Für die Modernisierung seiner Stahlsparte gab Thyssenkrupp Investitionen von gut 700 Millionen Euro frei. Im Gegenzug will der Konzern beim Stahl aber mehr Stellen streichen als bisher geplant.

«Wir sind mit Rückenwind, insbesondere aus der Automobilindustrie, in das neue Geschäftsjahr gestartet», sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg bei einer Telefon-Pressekonferenz. Zugleich zeigten sich erste Erfolge der Sanierungsmaßnahmen. Thyssenkrupp hob deshalb die Prognose an. Beim bereinigten Ebit werde jetzt mit einem «nahezu ausgeglichenen Ergebnis» gerechnet. Wegen der Kosten für den laufenden Konzernumbau erwartet Thyssenkrupp unter dem Strich aber weiter einen erheblichen Verlust. Mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag soll er jedoch niedriger ausfallen als der zuvor prognostizierte Wert von mehr als einer Milliarde Euro.

Eine gute Entwicklung sieht Thyssenkrupp beim Sorgenkind Stahl. Die Kernsparte des Konzerns konnte ihr Ergebnis im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von minus 144 Millionen Euro auf einen Gewinn von 22 Millionen Euro steigern. Neben der wieder angezogenen Autoproduktion habe sich eine gute Nachfrage in der Hausgeräte- und der Bauindustrie positiv bemerkbar gemacht. Thyssenkrupp profitierte zudem wie die gesamte Branche vom gestiegenen Stahlpreis.

Mit dem nach Unternehmensangaben größten Investitionsprogramm beim Stahl seit fast zwei Jahrzehnten will Thyssenkrupp seine Werke in Duisburg und Bochum fit für die gestiegenen Anforderungen der Autoindustrie machen. Zentrale Teile beider Standorte sollen bis Ende 2024 neu gebaut werden. Das sei «ein großer Vertrauensbeweis in schwierigen Zeiten», sagte der Sprecher des Vorstands der Stahlsparte, Bernhard Osburg, laut einer Mitteilung.

Die finanziellen Folgen der Corona-Krise machten aber weitere Kostensenkungen notwendig. «Die Pandemie hat unsere Finanzlage nochmals dramatisch verschärft», betonte Osburg. Deshalb müsse allen Beteiligten klar sein, dass wir daher auch über weitere Personal- und Kostenmaßnahmen sprechen müssen, wenn wir nicht bisher Erreichtes und Vereinbartes gefährden wollen». Konkrete Zahlen nannte Osburg nicht. Die Freigabe der Investitionen sei aber «nicht verbunden mit einer Bedingung von weiterem Personalabbau», sagte Keysberg.

Thyssenkrupp hatte im vergangenen Frühjahr mit den Arbeitnehmervertretern einen Tarifvertrag zur Sanierung der angeschlagenen Stahlsparte vereinbart. Darin wurde der sozialverträgliche Abbau von 3000 Stellen bis zum Jahr 2026 vereinbart. Die neue Stahlstrategie sieht zudem einen zusätzlichen Investitionsrahmen von insgesamt rund 800 Millionen Euro über 6 Jahre vor, der die zuvor bereits eingeplanten jährlichen Investitionen von rund 570 Millionen Euro ergänzen soll.

Ob die Stahlsparte Thyssenkrupp nach den Modernisierungsmaßnahmen noch zu Thyssenkrupp gehören wird, steht derzeit in den Sternen. Der Revierkonzern prüft derzeit ein Kaufangebot des britisch-indischen Unternehmers Sanjeev Gupta, der die Stahlerzeugung der Essener in seinen Konzern Liberty Steel aufgehen lassen will. Einen Verbleib beim Konzern oder eine Abspaltung sind aber ebenfalls Optionen. Entscheiden, wie es mit dem Stahl weitergeht, will Thyssenkrupp im März.