Ostdeutsche Unternehmensstandorte leiden nach Ansicht der Linken häufig unter fehlender Modernisierung.
Auch deshalb hinke der Arbeitsmarkt in Ostdeutschland dem Westen immer noch deutlich hinterher. Das sagte die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann am Sonntag mit Blick auf die geplante Schließung des Haribo-Werks in Sachsen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Im Vergleich zu Mitte der 90er Jahre gibt es in den ostdeutschen Ländern heute spürbar weniger Beschäftigte. So zählte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im Jahr 2019 im Osten 4,65 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – rund 446 000 weniger als 1995. In Westdeutschland nahm deren Zahl seither von 21,76 auf 27,22 Millionen zu. Die von den Linken angeforderte BA-Statistik lag der dpa vor.
Zimmermann sagte, bis heute würden viele ostdeutsche Betriebe als verlängerte Werkbänke betrieben. «Im Zuge von Einsparungen und Restrukturierungen traf und trifft es deshalb vor allem die ostdeutschen Standorte.» Oft sei nur das Nötigste investiert und so lange produziert worden, wie es billig war und der Profit groß. «Sind dann die Modernisierungskosten zu hoch, werden in vielen Fällen die ostdeutschen Standorte einfach dicht gemacht.» Das Haribo-Werk in Wilkau-Haßlau (Landkreis Zwickau) sei das aktuellste Beispiel. «Gewinne wurden jahrelang abgeführt, kaum investiert und nun seien notwendige Modernisierungen laut Geschäftsführung zu teuer und die Schließung unvermeidlich.»
Mit Liedern und einer Lichterkette demonstrierten Beschäftigte und ihre Familien am Sonntagabend vor dem Werkstor in Wilkau-Haßlau. Schon vor zwei Wochen hatten Hunderte Menschen in Zwickau gegen die Pläne des Familienunternehmens protestiert. Haribo mit Sitz in Rheinland-Pfalz hatte Anfang November verkündet, das Werk mit 150 Beschäftigten am Jahresende zu schließen. «Unverhältnismäßig hohe Investitionen» seien ansonsten nötig, um den Standort auf künftige Anforderungen auszurichten.
«Wir fordern, den Schließungsbeschluss aufzuheben und nach Alternativen zu suchen», sagte Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Der Gummibären-Hersteller, der dieses Jahr sein 100. Jubiläum feiert, setze die Beschäftigten kurz vor Weihnachten auf die Straße. «Das ist eine Riesen-Sauerei und das nehmen wir auch nicht hin», kritisierte der Gewerkschafter und warf der Unternehmensführung Profitstreben vor.
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