SAP ohne Hasso Plattner? Klingt komisch, ist aber jetzt der Fall: Nach über 20 Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender des Softwarekonzerns hat der Mitgründer und frühere Vorstandssprecher die Macht endgültig abgegeben in der Firma, die sein Lebenswerk ist. Sein designierter Nachfolger ist der ehemalige Nokia-Manager Pekka Ala-Pietilä, der schon einmal Mitglied in dem Kontrollgremium war und nun an dessen Spitze rücken soll.
SAP habe sich zum wertvollsten deutschen Unternehmen und zu einem Konzern von Weltrang entwickelt, sagte Plattner bei der Hauptversammlung. Das erfülle ihn mit stolz, und auch in Zukunft wolle er mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Plattner ist inzwischen 80 Jahre alt. Offiziell wird er morgen verabschiedet. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird erwartet in der Mannheimer Arena, die benannt ist nach dem Konzern. Scholz kam auch vor knapp zwei Jahren zum 50. Geburtstag des Unternehmens. Damals geizte er nicht mit Lob. SAP sei Deutschlands erfolgreichstes Softwareunternehmen und «das Aushängeschild der deutschen Digitalwirtschaft».
E-Gitarre und Segelwettfahrten
Zwei SAP-Aushängeschilder hatten an dem Abend einen – in den vergangenen Jahren immer seltener gewordenen – gemeinsamen öffentlichen Auftritt. Arm in Arm lächelte Plattner gemeinsam mit Mitgründer und Mäzen Dietmar Hopp in die Kamera. Die Zeiten, in denen Plattner für Aufsehen sorgte, indem er sich mit einer E-Gitarre vor Kunden stellte oder sich mit dem damaligen Chef des Konkurrenten Oracle, Larry Ellison, Segelwettfahrten lieferte, waren da schon lange vorbei.
Zufrieden konnten die beiden an jenem Abend sein. Zusammen mit drei weiteren ehemaligen IBM-Mitarbeitern gründeten sie 1972 die Firma Systemanalyse Programmentwicklung – kurz SAP. Ihr Ziel war es, eine Standardsoftware zu entwickeln, mit der Geschäftsprozesse in Echtzeit abgebildet werden. Heute ist der Konzern mit Sitz in Walldorf Deutschlands wertvollster Dax-Konzern und Europas größter Softwarehersteller. Hopp bezeichnete Plattner einmal beruflich als den besten Gefährten, den er sich vorstellen könne. Plattners Bereitschaft, Dinge anders anzugehen und seine kreative Kraft, technische Prozesse neu zu denken, seien herausragend gewesen.
SAP hat Plattner in den Club der reichsten Deutschen gehievt. Der gebürtige Berliner trat ebenfalls als Mäzen in Erscheinung, stiftete enorme Summen in Kunst und Kultur. In Potsdam ließ er das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Palais Barberini zum Museum wiederaufbauen – auf eigene Kosten. In Brandenburgs Landeshauptstadt stiftete er das auf Informatik ausgerichtete Hasso-Plattner-Institut.
«Eine Unternehmerlegende»
«Hasso Plattner ist eine Unternehmerlegende, wie wir sie sonst oft nur aus den USA kennen», hatte SAP-Chef Christian Klein seine Verdienste in der Vergangenheit gewürdigt. Plattner sei bereits ein brillanter Programmierer gewesen, als die IT in den Siebzigern noch in den Kinderschuhen steckte. «Er hatte einen so klaren Blick, sagt man, dass er Computer-Programme direkt von seinem Kopf in die damals noch üblichen Lochkarten stanzen konnte.» Die Lochkarten des ersten SAP-Programms soll Plattner nach Darstellung von Klein wie ein wertvolles Gut stets bei sich getragen haben.
Klein beschreibt Plattner so: «Hasso ist ehrgeizig, leidenschaftlich, sucht den Wettbewerb, gibt sich nie zufrieden mit dem Status quo, hat einen scharfen Sinn für die Bedürfnisse des Kunden und ist ein absoluter Teamplayer, wenn es ums Umsetzen geht.»
Die Prozesse in Unternehmen neu zu denken und in Software in Echtzeit abzubilden, das sei damals eine gewaltige Pionierleistung gewesen, die Klein zufolge eng mit Plattner verbunden ist. «Er steckt voller Energie, und es wird ihm auch im neuen Lebensjahrzehnt sicher nicht langweilig werden.»
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