Der Datenklau an Geldautomaten in Deutschland hat in den ersten sechs Monaten 2022 erstmals seit Jahren zugenommen. 140 Mal manipulierten Kriminelle im ersten Halbjahr bundesweit Geldautomaten, um Kartendaten und Geheimnummer (PIN) von Bankkunden auszuspähen. Das teilte Euro Kartensysteme auf Anfrage mit. Die Frankfurter Einrichtung kümmert sich im Auftrag der Deutschen Kreditwirtschaft um das Sicherheitsmanagement für Zahlungskarten.
Damit wurde nicht nur die Zahl des ersten Halbjahres 2021 deutlich übertroffen, als in Deutschland 63 solcher «Skimming»-Attacken gezählt wurden. Die Zahl liegt auch bereits höher als im Gesamtjahr 2021 mit damals 136 Manipulationen an Geldautomaten. Die mit Abstand meisten Fälle (75) wurden im ersten Halbjahr 2022 in Hamburg gezählt.
Schadenssumme ist gesunken
Dennoch verringerte sich der Bruttoschaden infolge von «Skimming» im Halbjahresvergleich deutlich von 293.000 Euro auf 87.000 Euro. «Das Geschäftsmodell Skimming ist für die Betrüger durch die weltweite Umsetzung der sicheren EMV-Chip-Technologie an Karte und Terminal zum Auslaufmodell geworden», stellte Euro Kartensysteme fest.
EMV-Bezahlkarten sind mit einer Art Mini-Computer ausgestattet. Die Karte wird bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft. Immer seltener werden Bezahlkarten mit leichter kopierbaren Magnetstreifen ausgestattet.
Den jüngsten Anstieg der Fallzahlen erklären Experten damit, dass eine regional organisierte Gruppe von Kriminellen sich offenbar darauf konzentriert, die wenigen in Deutschland noch im Umlauf befindlichen Sparkarten, die mit der inzwischen veralteten Magnetstreifentechnik funktionieren, abzugreifen. Ausgespähte Daten solcher Karten könnten Betrüger auch in Deutschland zu Geld machen.
Überwiegend kommen nachgemachte Bezahlkarten auf Basis von in Deutschland geklauten Daten im Ausland zum Einsatz. Doch nicht nur hierzulande, sondern auch weltweit, setzt sich die EMV-Technik zunehmend durch.
Nur in 84 Fällen seien im ersten Halbjahr in Deutschland abgegriffene Girocard-Daten nach Dublettenherstellung im außereuropäischen Ausland genutzt worden, bilanzierte Euro Kartensysteme. Fast zwei Drittel dieser Dubletteneinsätze (63 Prozent) fanden demnach in Brasilien statt, 22 Prozent in den USA, 14 Prozent im Inselstaat St. Lucia in der Karibik.
Weil für Schäden aus betrügerischen Geschäften mit geklauten Kartendaten dank internationaler Abkommen jeweils die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards aufkommen müssen, kann sich die hiesige Kreditwirtschaft fast die gesamte Schadenssumme zurückholen.
Verbraucher in Deutschland, die Opfer von «Skimming» geworden sind, müssen normalerweise keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute solche Schäden – vorausgesetzt, die Kunden sind sorgfältig mit Bankkarte und PIN umgegangen.
Diebstahl und Verlust nehmen zu
Weitaus größere Schäden als beim «Skimming» kommen in Deutschland seit Jahren infolge von Diebstahl und Verlust von Zahlungskarten zusammen. Hierbei registrierte Euro Kartensysteme im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 9100 Fälle nach 5415 ein Jahr zuvor. Der Bruttoschaden durch Verlust und Diebstahl von Karten stieg um 55 Prozent auf rund 11,7 Millionen Euro. Viele Verbraucher machen es Kriminellen leicht, weil sie trotz aller Warnungen Karte und PIN zusammen im Geldbeutel aufbewahren.
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