21. November 2024

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Mehr Wohnungen durch Aufstocken – Skepsis bei Anwohnern

Berlin braucht Zehntausende neue Wohnungen, aber Neubauten versiegeln Flächen und lassen die Stadt weiter ausfransen. Doch im Stadtteil Buch zeigt sich, wie es auch bundesweit anders gehen könnte.

Aufstocken statt neu bauen: Um in Berlin zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge im nordöstlichen Stadtteil Buch auf ein bestehendes Plattenbau-Mehrfamilienhaus noch ein paar Etagen drauf gesetzt. Drei neue Stockwerke und mehr als 20 neue Wohnungen sind innerhalb von knapp zwei Jahren Bauzeit in der Franz-Schmidt-Straße auf diese Weise entstanden. Fachleute sehen in solchen Vorhaben im Bestand viel Potenzial für den deutschen Immobilienmarkt, sowohl mit Blick auf die Wohnungsnot, als auch auf Nachhaltigkeit. Doch es gibt einige Hürden.

Längst ist das Thema auch in der Politik angekommen. Bundesbauministerin Klara Geywitz und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey wollen sich am Mittwoch selbst ein Bild von dem Aufstockungsprojekt in machen.

Rund 74.500 Wohnungen gehören der Howoge derzeit in Berlin. «Blicken wir auf unseren Bestand insbesondere im Osten der Stadt, dann sehen wir in der Regel den klassischen Gebäudetyp WBS 70, also Wohnplatte, die in den späten Jahren der DDR errichtet worden ist», sagt Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller. «Die sind bei uns überwiegend fünf- und sechsgeschossig. Was bietet sich da mehr an als das Aufstocken dieser Gebäude?»

Holz soll vermehrt zum Einsatz kommen

Tausende neue Wohnungen könnten auf diese Weise allein bei der Howoge entstehen, schätzt Schiller – neue Wohnungen, die weder unbebaute Flächen versiegelten, noch die Stadt an ihren Rändern weiter ausfransen ließen.

Fachleute sehen weitere Vorteile: «Aufgestockt wird in der Regel in Leichtbauweise», sagt etwa Anna Braune, Fachbereichsleiterin für Forschung und Entwicklung bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). «Hier ist insbesondere Holz ein wichtiges Material.» Und damit eines, mit dem sich deutlich nachhaltiger bauen lässt als mit Stahl und Beton.

Zudem profitieren oft auch die unteren Etagen vom Aufbau: In Berlin-Buch etwa gibt es nun einen Aufzug, den es vorher nicht gab. Auch die Leitungen wurden im gesamten Gebäude erneuert und die Gebäudehülle optimiert, sagt Schiller.

Forscherinnen und Forscher der TU Dresden errechneten bereits vor einigen Jahren in einer Studie das Potenzial von 1,1 bis 1,5 Millionen neuer Wohnungen, die bundesweit auf Wohnbauten der 50er bis 90er Jahre aufgebaut werden könnten.

Bauarbeiten stören die Bewohner

Doch insbesondere in dicht besiedelten Gegenden stößt der Plan zur Aufstockung meist auf wenig Begeisterung. «Mieterinnen und Mieter im Bestandsgebäude erfahren durch den Aufbau natürlich eine sehr starke Belastung», sagt Schiller. Die Bauarbeiten verursachten Schmutz und Lärm und in manchen Fällen komme es vor, dass die Gebäude vorübergehend nicht bewohnbar seien, weil etwa ein neues Treppenhaus gebaut wird.

In vollen Kiezen fürchten Anwohnerinnen und Anwohner zudem um die ohnehin schon knappen Parkplätze und noch mehr Stau bei zusätzlichen Bewohnern, sagt DGNB-Expertin Anna Braune. Hinzu käme die Sorge, dass die neuen Nachbarn nicht ins Sozialgefüge der Nachbarschaft passten. «Das sind Themen, die eigentlich nur funktionieren, wenn die kommunalen Vertretenden sie auch angemessen moderieren», sagt Braune.

Die Bezirksämter in Berlin jedenfalls erteilten für potenzielle Projekte häufig keine Genehmigung, weil Bauvorhaben in geschlossenen Nachbarschaften aktuell kritisch gesehen würden, betont Schiller. Mit der sogenannten Modulbauweise mit vorgefertigten Bauteilen versuche das Unternehmen, Bauzeiten zu verkürzen und Kosten zu verringern.