Der Autobauer Mercedes-Benz hat für die Weiterentwicklung seines Navigationssystems eine Kooperation mit dem Internet-Riesen Google vereinbart. Mit der strategischen Partnerschaft sollen künftig Daten und Funktionen von Google Maps in das eigene Navigationssystem einfließen, teilte der Konzern am Mittwoch in Sunnyvale (Kalifornien) mit. Die Funktionen sollen in das eigene Betriebssystem (MB.OS) eingebettet werden.
Die geplante Autosoftware solle Mitte des Jahrzehnts mit der neuen Fahrzeug-Plattform MMA eingeführt werden. MB.OS werde vom Unternehmen selbst entwickelt, um die volle Kontrolle über die Kundenbeziehungen zu behalten sowie den Datenschutz zu gewährleisten, hieß es. Es habe Zugriff auf sämtliche Bereiche des Fahrzeugs: Infotainment (Unterhaltung und Information), Fahrzeug- und Komfortfunktionen, Fahren und Laden sowie automatisiertes Fahren. Die Verbindung erfolge über die Cloud. Das Betriebssystem entkoppele Hardware von Software und ermögliche damit schnellere Innovationszyklen und erhöhe die Flexibilität und Geschwindigkeit von Updates.
Mercedes will «Architekt des eigenen Betriebssystems» sein
Das Unternehmen habe sich dazu entschieden, Architekt des eigenen Betriebssystems zu sein, sagte Vorstandschef Ola Källenius. Die interne Expertise und eine Auswahl von Partnern bieten laut Källenius ein Kundenerlebnis. So solle künftig etwa die App der Video-Plattform YouTube in den Autos verfügbar sein. Anwendungen der Videokonferenzdienste Webex und Zoom sollen ebenso integriert werden wie der Spieleanbieter Antstream. Zudem soll der wichtige chinesische Markt mit Inhalten des Online-Giganten Tencent bedient werden. Beim automatisierten Fahren arbeitet Mercedes schon länger mit dem US-Spezialisten Nvidia zusammen.
Bis Ende des Jahrzehnts sollen die Umsätze mit Software auf einen hohen einstelligen Milliarden-Euro-Betrag wachsen. Bereits im vergangenen Jahr hätten die software-basierten Umsätze über einer Milliarde Euro gelegen. 2025 soll mit den digitalen Diensten eine Milliarde Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet werden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur steckt Mercedes pro Jahr ein bis zwei Milliarden Euro in die Entwicklung. Mitte des Jahrzehnts sollen die Ausgaben für Software demnach 25 Prozent des Budgets für Forschung und Entwicklung ausmachen.
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