Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck kann sich trotz der nachlassenden Konjunktur weiter auf seine Wachstumstreiber verlassen.
Umsatz und Gewinn legten im ersten Quartal weiter zu, wie das Dax-Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Dabei verzeichnete das Laborgeschäft ein Rekordquartal und auch in der Pharmasparte und im Geschäft mit der Halbleiterindustrie wuchsen die Erlöse. Merck sei «vielversprechend» in das Jahr gestartet, sagte Vorstandschefin Belén Garijo anlässlich der Zahlenvorlage.
Der Umsatz stieg von Januar bis März gemessen am Vorjahreszeitraum um rund zwölf Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Ein Teil davon war positiven Währungseffekten geschuldet. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen kletterte um knapp acht Prozent auf gut 1,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Merck mit 884 Millionen Euro Gewinn rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr.
Anhaltend hohes Preisniveau
Insbesondere der Anstieg der Energie- und Rohmaterialpreise hat sich mit dem Ukraine-Krieg beschleunigt. Merck rechnet daher mit einem anhaltend hohen Preisniveau. Zugleich setzt der Konzern mit Blick auf die aktuellen Corona-Lockdowns in China voraus, dass es nur zu kurzen und lokalen Einschränkungen mit baldigen Lockerungen kommt.
Garijo nannte erstmals konkrete Ziele für das laufende Jahr. So soll der Umsatz auf 21,6 bis 22,8 Milliarden Euro wachsen, nach 19,7 Milliarden im vergangenen Jahr. Auch das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis soll kräftig zulegen auf bis zu 7,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,1 Mrd). Die Ziele sieht Merck wegen der wirtschaftlichen und geopolitischen Lage mit großer Unsicherheit behaftet.
Starke Nachfrage von Impfstoffherstellern
Merck hat in der Pandemie zwei erfolgreiche Jahre hinter sich, in denen der Konzern von der starken Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern profitierte. So beliefert Merck auch Biontech mit dringend benötigten Lipiden für das Corona-Vakzin der Mainzer. Der Corona-Schub lässt nun langsam nach, zugleich steigt in der Laborsparte die Nachfrage im Kerngeschäft wieder. In der Sparte zogen im ersten Quartal die Erlöse um fast 15 Prozent an, getragen vom Geschäft rund um Produkte und Dienstleistungen für die Arzneiherstellung. Ein starkes Plus gab es aber auch im Geschäft mit Forschern sowie wissenschaftlichen und gewerblichen Laboren.
In der Pharmasparte profitierte Merck von seinem Krebsmedikament Bavencio, dessen Verkäufe sich zum Vorjahr mehr als verdoppelten. Der wichtigste Kassenschlager der Sparte, die Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad, erzielte ein Umsatzplus von 29 Prozent. Bei älteren MS-Arzneien verzeichnete Merck jedoch erneut einen Umsatzrückgang.
In der Spezialchemie sorgte erneut das Geschäft mit der Halbleiterindustrie für Schwung. Hierbei profitiert der Konzern vom Chipboom – die Branche stockt ihre Kapazitäten derzeit kräftig auf. Während Merck die Erlöse im Geschäft mit Farbpigmenten etwa für Kosmetik und Autolacke fast stabil hielt, gab es erneut deutliche Umsatzeinbußen bei Flüssigkristallen etwa für Smartphone-Bildschirme. Hier setzt Merck seit längerem harte Konkurrenz aus Asien zu.
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