In der Corona-Krise darf aus Sicht des Mittelstands-Netzwerks AiF nicht am falschen Ende gespart werden. So dürfe die Forschungsförderung nicht zu kurz kommen. Zwar würden die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie durch einen Milliarden-Schutzschirm abgefedert.
«Doch gerade jetzt kommt es darauf an, mittelständische Firmen in ihrer Innovationsaktivität gezielt zu unterstützen», fordert AiF-Präsident Sebastian Bauer. Angesichts steigender Corona-Staatsschulden sei die Gefahr groß, dass nach der Krise an der Forschung gespart werde.
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) führt Mittelstandsfirmen und Forschung zusammen. Kleine und mittlere Betriebe haben im Gegensatz zu großen Konzernen häufig keine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung. Über das AiF-Netzwerk mit 100 Forschungsvereinigungen, mehr als 50 000 eingebundenen Unternehmen und 1200 beteiligten Forschungseinrichtungen soll ihnen Zugang zu Technologien erleichtert werden. Möglich ist dies über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF).
Die Entwicklung beunruhigt nicht nur die AiF. Noch 2019 wurde nach Angaben des ZEW Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung mit 176,9 Milliarden Euro ein Rekord bei den Innovationsausgaben der Unternehmen verbucht. Die Corona-Krise aber hat in der Wirtschaft nicht nur den Umsatz gedrückt, sondern auch Aktivitäten in Forschung und Entwicklung (FuE) gebremst. Das Münchner Ifo-Institut ermittelte, dass der Anteil der Ausgaben für Forschung am Umsatz 2020 auf 3,2 Prozent gesunken ist – 0,3 Prozentpunkte weniger als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Angesichts der Umsatzeinbußen fällt der Rückgang stärker ins Gewicht.
Das ZEW und das AIT Austrian Institute of Technology stellten fest, dass in Krisen viele Unternehmen weniger in FuE investierten. Die Förderbank KfW warnte, dass «die Auswirkungen der Corona-Krise ähnlich stark ausfallen» könnten wie die der Finanzkrise 2009. Damals seien die Investitionen im Mittelstand zum Vorjahr um 16,1 Prozent gesunken. Kaum überraschend daher der Befund der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI): Im Ende Februar vorgelegten Gutachten verwies sie darauf, dass für den Großteil der Unternehmen die Corona-Krise negative Auswirkungen auf die Innovationsaktivität habe. Ähnlich der Industrieverband BDI, der im Sommer 2020 warnte, dass 38 Prozent der Unternehmen FuE-Ausgaben reduziert oder gestoppt hätten.
Bedenklich für Experten: Vor allem kleine und mittlere Firmen sparten hier. Ein Trend, der sich allerdings schon vor der Corona-Krise abzeichnete. Bereits im Rekordjahr 2019 hatten kleine und mittlere Firmen laut ZEW die Innovationsausgaben kaum gesteigert (plus 0,4 Prozent) – im Gegensatz zu Konzernen mit einem Plus von 2,4 Prozent. 2021 wollten kleine und mittlere Firmen demnach erneut fünf Prozent sparen – große dagegen zwei Prozent draufsatteln.
Die Kluft zwischen Großen und Kleinen wird also größer. Und das, obwohl kleine und mittlere Unternehmen als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten. Geringere Finanzmittel werden als der häufigste Grund für gebremste Aktivitäten genannt.
Auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nennt die Industrielle Gemeinschaftsforschung ein Kernelement der Mittelstandspolitik. Und die AiF verbucht steigenden Bedarf an IGF-Mitteln. Die Zahl der IGF-Projektanträge habe 2020 im Vergleich zu 2019 um rund 25 Prozent zugenommen. Lange aber stagnierten die Fördermittel für die Gemeinschaftsforschung bei 169 Millionen Euro. 2021 ist das IGF-Budget nun erstmals auf 200 Millionen Euro angehoben worden. Hinzu kämen 2,3 Millionen für die Forschungsallianz Energiewende.
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