Die Zerstörungen durch Hurrikan «Ian» in Florida kosten den weltgrößten Rückversicherer Munich Re voraussichtlich eine Milliardensumme. Der Vorstand schätzt die Belastung auf etwa 1,6 Milliarden Euro. Das ist noch mehr als beim Branchenzweiten Swiss Re aus Zürich, der seinen Schaden am Dienstag auf 1,3 Milliarden US-Dollar (gut 1,3 Milliarden Euro) beziffert hatte.
Anders als die Swiss Re hält der Münchner Konzern jedoch an seinem Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro für 2022 fest, wie er am Freitag mitteilte. Ob er es erreicht, hängt jedoch von positiven Sondereffekten bei der Kapitalanlage ab, die der Vorstand derzeit erwartet. Die zuletzt gebeutelte Munich-Re-Aktie legte nach den Nachrichten zu.
Noch am Donnerstag hatte Munich-Re-Vorstand Thomas Blunck erklärt, dass es für eine verlässliche Schätzung der Hurrikan-Schäden zu früh sei. So betonte der Konzern auch am Freitag, dass die Summe von 1,6 Milliarden Euro noch mit «erheblichen Unsicherheiten» behaftet sei. Allerdings hat der Konzern dabei schon solche Schäden herausgerechnet, die er wiederum selbst bei anderen Unternehmen rückversichert oder an den Kapitalmarkt weitergereicht hat – etwa in Form von Katastrophenanleihen.
Hohe Schäden in Florida erwartet
Wie teuer der Hurrikan die weltweite Versicherungsbranche zu stehen kommt, dazu gehen die Schätzungen auch sonst noch weit auseinander. Die Munich Re geht von einem versicherten Marktschaden «innerhalb einer derzeit noch großen Bandbreite» um 60 Milliarden US-Dollar aus. Dabei sei der Anteil des staatlichen Flutversicherungsprogramms der USA (NFIP) herausgerechnet. Die Swiss Re hatte den versicherten Schaden inklusive des NFIP auf 50 bis 65 Milliarden Dollar geschätzt.
«Ian» war Ende September als Hurrikan der Stufe vier von fünf in Florida auf Land getroffen. Bei seinem Zug quer über den südlichen US-Bundesstaat richtete er gewaltige Schäden an, Dutzende Menschen starben. Bei der Bezifferung der finanziellen Schäden lagen Risikoexperten zunächst weit auseinander. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Corelogic ging in seiner jüngsten Schätzung noch von 31 bis 53 Milliarden Dollar für Wind- und Hochwasserschäden aus – einschließlich des NFIP-Anteils.
Gewinn soll es trotzdem geben
Die Munich Re rechnet für das dritte Quartal trotz der erwarteten Belastung von 1,6 Milliarden Euro mit einem Gewinn von rund einer halben Milliarde Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust von 167 Millionen Euro gerechnet. Folglich hatten sie das Gewinnziel des Vorstands für das Gesamtjahr bereits abgeschrieben. Im Schnitt hatten die von der Munich Re erfassten Experten für 2022 nur noch einen Überschuss von 2,76 Milliarden Euro auf dem Zettel – gut eine halbe Milliarde weniger als vom Unternehmen angepeilt.
Der genannte Gewinn im dritten Quartal und die Bestätigung des Gewinnziels beruht der Munich Re zufolge allerdings auf positiven Sondereffekten. In den Monaten Juli bis September kam der positive Effekt demnach aus dem Lebens- und Gesundheitssegment der Erstversicherungstochter Ergo in Deutschland. Und ob das Gewinnziel im Gesamtjahr erreicht wird, hängt der Mitteilung zufolge nicht nur von einer erwartungsgemäßen Entwicklung der Großschäden im vierten Quartal ab. Außerdem müssten sich derzeit erwartete Sondereffekte vor allem bei der Kapitalanlage realisieren.
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