Die rund 1900 Mitarbeiter der MV Werften in Wismar, Rostock und Stralsund erfahren am Donnerstag aus erster Hand, wie es mit dem Unternehmen nach dem Insolvenzantrag vom Wochenbeginn weitergehen soll.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen will die Beschäftigten in Belegschaftsversammlungen über die Zahlung der ausstehenden Dezember-Löhne und über seine weitergehenden Pläne informieren. Morgen hat bereits erklärt, dass er zur Bezahlung der Löhne eine sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet habe. Bis das Geld bei den Beschäftigten ankomme, werde es aber noch ein paar Tage dauern. Außerdem kündigte der Insolvenzverwalter an, er wolle das Kreuzfahrtschiff «Global One» zu Ende bauen lassen. Das Schiff ist zu 75 Prozent fertig und liegt in der Werft in Wismar. Es gehört mit Platz für knapp 10.000 Passagiere zu den größten Kreuzfahrtschiff-Projekten weltweit.
Für acht Gesellschaften der MV Werften waren am Montag beim Amtsgericht Schwerin Insolvenzanträge gestellt worden. Für alle bestimmte das Amtsgericht Schwerin Christoph Morgen als vorläufigen Insolvenzverwalter. Außerdem wurde einem Gerichtssprecher zufolge entschieden, alle acht Insolvenzfälle am Amtsgericht Schwerin zu führen.
Der asiatische Tourismuskonzern Genting Hongkong hatte die MV Werften 2016 gekauft, um Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf zu bauen. Infolge der anhaltenden Corona-Pandemie war er mit seinem Kreuzfahrtgeschäft in Schwierigkeiten geraten. Der Handel mit Genting-Aktien an der Börse in Hongkong ist seit vergangenem Freitag ausgesetzt. Hinter dem Unternehmen steht ein Konglomerat des malaysischen Casino-Magnaten und Milliardärs Lim Kok Thay.
Am Donnerstag (13.30 Uhr) wird sich auch der Landtag in Schwerin in einer Sondersitzung mit der Lage der Werften befassen. Die Fraktion der Linken fordert, die maritime Industrie in Mecklenburg-Vorpommern breiter als bisher aufzustellen. Die CDU-Fraktion warf der rot-roten Landesregierung und der neuen Bundesregierung Versagen im Umgang mit den MV Werften und ihrem Mutterkonzern Genting vor. Ihnen sei es nicht gelungen, auf die besonderen Schwierigkeiten der Werften und des Konzerns in der andauernden Corona-Krise einzugehen. Die AfD-Fraktion fordert einen Untersuchungsausschuss zum Hintergrund des Werften-Zusammenbruchs.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen