Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) hat sich kritisch zu den Plänen des Stahlherstellers Thyssenkrupp Steel für Produktionskürzungen in Duisburg geäußert.
«Die Ankündigung der unternehmerischen Entscheidung Thyssenkrupps, in Duisburg Überkapazitäten und damit wohl Arbeitsplätze abzubauen, ist eine enttäuschende Nachricht – für den Stahlstandort Deutschland und Nordrhein-Westfalen, in erster Linie aber für die vielen Beschäftigten», sagte Neubaur in Düsseldorf.
Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller und eine Sparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp. Der Vorstand hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, dass die Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduziert werden sollen. Damit werde «auch ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein». Dieser werde auch nachgelagerte Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen. In der Sparte arbeiten derzeit rund 27.000 Menschen, davon 13.000 in Duisburg. Bis Ende März 2026 gilt eine Beschäftigungsgarantie. «Es ist das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen auch weiterhin zu vermeiden», hieß es.
Konzern soll «faire und tragfähige Lösungen» für Beschäftigte finden
Derzeit seien betriebsbedingte Kündigungen bis 2026 ausgeschlossen, so Neubaur weiter. «Der Konzern steht aber jetzt vor der großen Herausforderung, gemeinsam mit den Sozialpartnern für die Betroffenen faire und tragfähige Lösungen zu finden.» Dies gelte umso mehr, da Thyssenkrupp in den vergangenen Jahren staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe erhalten habe.
Global gebe es seit Jahren eine deutliche Überproduktion von Stahl, sagte Neubaur. Diese sei jetzt auch noch gepaart mit einem Nachfragerückgang aufgrund der weltweit eingetrübten Wirtschaftslage infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. «Um sich vor dem Hintergrund dieser schwierigen globalen Wettbewerbssituation zukunftsfähig aufzustellen, muss das Unternehmen die klimaneutrale Transformation seiner Produktionsprozesse jetzt weiter konsequent vorantreiben», forderte die Ministerin.
Ministerin pocht auf Umsetzung der Neubaupläne
Dies müsse aus Verantwortung für die Region und die Beschäftigten geschehen, die sich auf ihren Arbeitgeber verlassen können müssten. «Wir gehen daher davon aus, dass das Unternehmen die Hochofenroute auf eine wasserstoffbasierte DRI-Anlage und zwei Einschmelzer vollständig, wie geplant und mit der Europäischen Kommission in gemeinsamen Kraftakt verhandelt, am Standort Duisburg umsetzen wird.» Die drei Milliarden Euro teure Anlage soll einen Hochofen ersetzen. Bund und Land fördern Bau und Betrieb mit rund zwei Milliarden Euro.
Mindestens 17 Prozent Kapazitätsabbau geplant
Kern der Neuaufstellung wird den Angaben zufolge eine Reduzierung der installierten Produktionskapazitäten von aktuell 11,5 Millionen Tonnen auf etwa 9 bis 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr sein. In den 11,5 Millionen Tonnen sind auch die Thyssenkrupp zugeschriebenen Stahlmengen enthalten, die vom Duisburger Unternehmen Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) produziert werden. Thyssenkrupp Steel ist zu 50 Prozent an HKM beteiligt. Der geplante Abbau der Kapazität entspricht einem Rückgang um 17 bis 22 Prozent.
Thyssenkrupp Steel betonte, dass am Umbau der Produktion in Richtung klimaneutrale Stahlerzeugung festgehalten werde. «Der Bau der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg wird weiter wie geplant umgesetzt, mit Unterstützung durch die dafür von Bund und Land freigegebenen Fördermittel.» Auch die Zielsetzung, bis spätestens 2045 vollständig klimaneutral zu produzieren, bleibe uneingeschränkt bestehen.
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