24. November 2024

Börsenprofi

Die Börsen im Überblick

Offshore-Windenergie: Nordsee-Gipfel soll Ausbau ankurbeln

Vor fast einem Jahr haben sich vier Nordsee-Staaten ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Windenergie auf der Nordsee bis 2050 verzehnfachen. Jetzt erweitern sie ihre Allianz - und wollen für Tempo sorgen.

Deutschland und weitere Länder wollen die Nordsee durch den Bau von Windparks zum grünen Kraftwerk Europas machen. Bei einem Gipfeltreffen in der belgischen Küstenstadt Ostende wollen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Staats- und Regierungschefs aus acht weiteren Staaten heute den Ausbau der Windenergie auf See vorantreiben. Ziel des sogenannten Nordsee-Gipfels ist es, die Nordsee bis 2050 zum größten Energielieferanten Europas zu machen. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird zu dem Treffen erwartet.

Die neun beteiligten Staaten – neben Deutschland und Belgien auch die Niederlande, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Irland, Luxemburg und Großbritannien – haben zusammen mehr als 175.000 Kilometer Küste. «Sie alle eint der Wille von der Nutzung fossiler Energiequellen unabhängiger zu werden und die Nordsee zu einem großen Produktionsort für erneuerbare Energien zu machen», hieß es vor dem Treffen von der Bundesregierung.

Zuletzt nur langsamer Ausbau

Belgiens Regierungschef Alexander De Croo erläuterte, Plan sei, dass diese Länder bis 2030 gemeinsam 134 Gigawatt Offshore-Leistung erzielten. Bis 2050 sollten es mehr als 300 Gigawatt sein. Im vergangenen Jahr lag der Wert nach Angaben der belgischen Regierung bei rund 30 Gigawatt. 8 Gigawatt kamen aus Deutschland, davon der Großteil aus der Nordsee. Frankreich, Norwegen und Irland wiederum produzierten jeweils deutlich weniger als 1 Gigawatt.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie kam in Deutschland und der EU zuletzt nur langsam voran. Deutschland setzte sich im vergangenen Jahr neue Ziele. Vorgesehen ist nun eine installierte Leistung vor mindestens 30 Gigawatt bis 2030 und mindestens 70 Gigawatt bis 2045.

De Croo warb nun nicht für neue Ziele, sondern für ihre zügige Umsetzung. Es solle darum gehen, besser zusammenzuarbeiten, Verfahren zu standardisieren und so den Bau von Windparks zu beschleunigen. «Je schneller wir diese Parks bauen, desto schneller können wir den Ausstoß von Treibhausgas reduzieren», sagte er. Zugleich soll es bei dem Gipfel um den Schutz der Offshore-Anlagen etwa gegen Sabotageakte gehen.

«Drehkreuz für erneuerbare Energien»

Der Forscher Simone Tagliapietra von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel hält es für den richtigen Ansatz, die für die Region typischen stetigen Winde in erneuerbare und bezahlbare Energie für Millionen von Haushalten umzuwandeln. Die Nordsee habe das Potenzial, ein «Drehkreuz für erneuerbare Energien» zu werden. Dafür müsse die Politik aber um Investitionen aus dem Privatsektor werben und zugleich selbst in Infrastruktur wie Stromnetze investieren, Anforderungen vereinfachen und Genehmigungen schneller erteilen.

«Ich denke, dass die Ziele an sich ehrgeizig sind, aber das ist die Art von Ehrgeiz, die wir in Europa brauchen, wenn wir Netto-Null erreichen wollen», sagte Tagliapietra. Die EU will bis 2050 klimaneutral werden.

EU und Norwegen stärken Zusammenarbeit beim Klimaschutz

Die EU und Norwegen bauen ihre Zusammenarbeit auf dem Weg zur Klimaneutralität aus. Um die Kooperation bei erneuerbaren Energien, dem Umbau der Industrie und beim Umweltschutz zu stärken, unterzeichneten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre in Brüssel eine entsprechende Vereinbarung. «Norwegen ist ein langjähriger und zuverlässiger Partner der EU, und wir haben eine gemeinsame Vision für den Aufbau eines klimaneutralen Kontinents», sagte von der Leyen.

Norwegen und die EU bekräftigten ihre Ziele, bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um mindestens 55 Prozent zu senken und bis 2050 die Emission weiter drastisch zu reduzieren.

«Norwegen ist bestrebt, seine Klimaziele in enger Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern zu erreichen», sagte Støre. «Wir sind in die europäische Wirtschaft integriert. Und diese grüne Allianz liefert eine sehr umfassende Antwort darauf, wie wir das tun werden.» Schwerpunkte der Vereinbarung sollen den Angaben nach etwa die Beschleunigung des Ausbaus sauberer Energien, die Dekarbonisierung des Verkehrrssektors und die Zusammenarbeit bei der Klimaanpassung sowie bei der CO2-Speicherung sein.

Nach einer von der EU 2021 vereinbarten grünen Allianz mit Japan ist das Bündnis mit Norwegen das zweite dieser Art. Neben von der Leyen wurde auch Støre am Nachmittag in Ostende erwartet.