In der Corona-Krise haben kriminelle Hacker immer häufiger Firmen angegriffen, um Lösegelder zu erpressen.
Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsbericht des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Dabei wurde häufig die Arbeit im Homeoffice und die Nutzung privater Hard- und Software als Schwachstelle identifiziert.
Mails als Schwachstelle
Die Arbeitnehmer im Homeoffice erhalten dabei zum Beispiel Mails, die mit Schadprogrammen infiziert sind. Oft erhalten sie auch Nachrichten vermeintlich seriöser Absender, mit denen Betrüger zum Beispiel an Passwörter gelangen wollen. Bedroht seien vor allem Firmen mit angespannter wirtschaftlicher Situation, die seltener zusätzliche IT-Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.
«Das ist ein hochprofessionelles, arbeitsteiliges Geschäft: Angreifer mieten sich einen Trojaner und verschicken Phishing-Mails an Tausende potenzielle Opfer», erläutert Experte Rüdiger Trost von der Sicherheitsfirma F-Secure. «Ist ein Computer infiziert, so dient er als Brückenkopf ins Unternehmensnetzwerk. Die Angreifer bewegen sich im Netzwerk weiter fort und identifizieren und infizieren weitere Rechner. Und sie versuchen herauszufinden, bei welcher Firma sie überhaupt eingebrochen sind zur Festlegung der Lösegeldhöhe.»
Diese Masche schlägt sich auch in den Statistiken des KPN nieder: Die Autoren des Berichts hatten in den Jahren 2018/19 insgesamt 5000 Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten befragt. An einer Folgebefragung zwischen Juli und September 2020 nahmen mehr als 600 Firmen erneut teil. 60 Prozent von ihnen berichteten, dass sie innerhalb eines Jahres auf mindestens einen Cyberangriff reagieren mussten. Automatisch abgewehrte Angriffe, durch eine Firewall etwa, sind darin nicht enthalten. In 85 Prozent der Fälle konnten die Cyberkriminellen in einem frühen Versuchsstadium gestoppt werden.
Die Zahlen bestätigen die Befürchtungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Zu dem hohen Schaden in Deutschland hatte demnach vor allem die Malware Emotet beigetragen. Emotet wurde vom BSI sogar zum «König der Schadprogramme» gekrönt. Im Januar gelang Fahndern allerdings nach mehr als zwei Jahren Ermittlungsarbeit ein Schlag gegen die Emotet-Kriminellen. Dabei wurde auch die Infrastruktur der Schadsoftware «übernommen und ausgeschaltet». Doch damit verschwanden die Erpresserprogramme nicht aus der Welt. Cyberangreifer finden nämlich immer wieder neue Wege, um vor allem Firmen und Organisationen anzugreifen.
Höherer Schutz bei größeren Firmen
Die Kriminologen in Hannover beobachten immerhin den Trend, dass die meisten Unternehmen ab zehn Beschäftigten sich mit grundsätzlichen Maßnahmen gegen die Cyberangriffe schützen. Dazu gehören der Schutz durch eine Firewall, regelmäßige Backups, aktuelle Antivirensoftware und regelmäßige Sicherheitsupdates. Organisatorische Maßnahmen wie Richtlinien zur IT- und Informationssicherheit, Sicherheitsschulungen oder Zertifizierungen sind allerdings seltener. Unternehmen scheuten häufig auch regelmäßige Schwachstellenanalysen sowie Simulationen zum Ausfall wichtiger IT-Systeme.
Mit Beginn der Corona-Krise im ersten Quartal 2020 habe sich die Situation für die IT-Sicherheit in den Unternehmen schlagartig geändert, heißt es in der Studie: Es wurden spontan Möglichkeiten für Homeoffice geschaffen, über zwei Drittel der Unternehmen (68,0 Prozent) boten dies ihren Beschäftigten an. Damit verbunden stieg auch der Anteil der Unternehmen, bei denen die Nutzung privater Soft- und Hardware für dienstliche Zwecke möglich ist, auf knapp ein Drittel (30,8 Prozent).
Dass dieser Kurs mit Sicherheitsrisiken verbunden war, dämmerte auch manchem Verantwortlichen: Etwa ein Fünftel (20,1 Prozent) ergriff zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Cybersicherheit. Dazu zählen insbesondere die Einrichtung und Absicherung von Zugangsmöglichkeiten in einem geschützten Datentunnel (VPN). Außerdem beschafften viele Unternehmen zusätzliche Soft- und Hardware, damit die Beschäftigten im Homeoffice nicht mit einer privaten Ausrüstung arbeiten müssen, die schlechter gegen Angriffe von außen abgesichert werden kann.
Die Forscher in Hannover befürchten jedoch, dass mit der allmählichen Rückkehr der Beschäftigten in die Büros der Unternehmen die erhöhte Gefahr nicht vorbei ist. Zumindest sehen das viele Verantwortliche so, die befragt wurden: Über die Hälfte der Unternehmen schätzte das Risiko eines schädigenden ungezielten Cyberangriffs in den nächsten zwölf Monaten als «sehr hoch» oder «eher hoch» ein.
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