Der Fitnessgeräte-Spezialist Peloton will mit einem Chefwechsel und Sparmaßnahmen aus seiner Krise kommen. Peloton streicht unter anderem mit 2800 Jobs rund ein Fünftel der Arbeitsplätze und stoppt den Bau einer Fabrik in den USA. Mitgründer John Foley gibt zudem den Chefposten ab. Den Spitzenjob übernimmt Barry McCarthy, der früher Finanzchef bei den Streaming-Spezialisten Netflix und Spotify war. Kaum jemand auf der Welt verstehe Abo-Geschäftsmodelle so gut wie McCarthy, sagte Foley.
Peloton zählte am Anfang der Pandemie zu den großen Gewinnern. Viele Kunden geschlossener Fitness-Studios holten sich die vergleichsweise teuren Trainingsräder und Laufbänder der Firma nach Hause. Doch der Boom flaute mit Lockerung der Corona-Beschränkungen ab, während Peloton offensichtlich die Nachfrage überschätzte. Im November musste die Firma ihre Umsatzprognose für das bis Mitte 2022 laufende Geschäftsjahr zusammenstreichen – um bis zu eine Milliarde Dollar.
Drastischer Einbruch
Da der Börsenwert von Peloton angesichts der Probleme von einst rund 50 Milliarden auf 8 Milliarden Dollar einbrach, haben laut Medienberichten unter anderem Amazon und Nike Übernahmeangebote erwogen. Der Chefwechsel und der Sparkurs sind ein Zeichen dafür, dass Peloton seine Eigenständigkeit absichern will.
Finanzchefin Jill Woodworth betonte zugleich, dass Peloton weiter eine große Zukunft für vernetzte Fitnesstechnik im Haushalt sehe und an der Spitze des Marktes bleiben wolle.
Der Sparkurs und Maßnahmen für mehr Effizienz sollen die Kosten um 800 Millionen Dollar jährlich senken. Zudem kappt Peloton die Kapitalausgaben in diesem Jahr um 150 Millionen Dollar. Der künftige Chef McCarthy kritisierte im «Wall Street Journal», Peloton habe die Kosten ausufern lassen «als wäre Covid der neue Normalzustand».
Als Peloton am Anfang der Pandemie seine Geräte nicht schnell genug liefern konnte, beschloss das Unternehmen den Bau einer 400 Millionen Dollar teuren Fabrik in Ohio. Der Baustopp zieht nun Kosten von 60 Millionen Dollar nach sich. Um sich schlanker aufzustellen, will Peloton auch größere Teile der Logistik nicht mehr selbst betreiben.
Millionenverlust
Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz im Jahresvergleich um gut 6 Prozent auf 1,13 Milliarden Dollar – allerdings nur dank einer Übernahme, wie Woodworth in einer Telefonkonferenz mit Analysten einräumte. Zugleich stiegen die Erlöse aus Trainingsabos um 70 Prozent auf 337,5 Millionen Dollar, was den Rückgang im Hardware-Geschäft noch unterstreicht.
Unterm Strich gab es einen Verlust von fast 440 Millionen Dollar nach schwarzen Zahlen von 63,6 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.
Zugleich nutzen Abokunden ihre Peloton-Geräte weiter rege mit im Schnitt 15,5 Trainings pro Monat. Im Corona-Alltag ein Jahr zuvor waren es noch gut 21. Zum Quartalsende hatte Peloton 2,77 Millionen Abokunden – über zwei Millionen mehr als vor der Pandemie.
Die Peloton-Aktie, die zuletzt angesichts der Übernahmespekulationen um rund ein Fünftel hochsprang, legte zum Auftakt des US-Handels um rund 10 Prozent zu.
Foley stand bereits unter Druck: Der aktivistische Investor Blackwells Capital forderte seinen Rücktritt und warf der Führungsriege Missmanagement vor. Zugleich haben er und das frühe Team dank Aktien mit 20-mal mehr Stimmrechten als gewöhnliche Anleger nach wie vor die Kontrolle.
Peloton schnitt sich im vergangenen Jahr auch mit einer Preissenkung ins eigene Fleisch. Im August wurde der Preis des ursprünglichen Trainings-Bikes um ein Fünftel gekappt. Die Kunden zogen es danach verstärkt der teureren und für Peloton lukrativeren neuen Version vor. Vor der Preissenkung hatten sich die beiden Modelle etwa gleich gut verkauft. Danach dominierte das ältere Gerät mit rund 75 Prozent. Das drückte den Umsatz. Zugleich steht Peloton unter Preisdruck, weil andere Anbieter mit günstigeren Geräten um den Markt kämpfen.
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