20. Februar 2025

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Pfandtourismus macht Druck auf deutsche Brauer

Pfandtourismus macht Druck auf deutsche Brauer

Seit sich das Mehrwegpfand in Österreich zu Monatsbeginn mehr als verdoppelt hat, ist ein regelrechter Pfandtourismus entstanden. Das stößt eine alte Debatte neu an.

An der Grenze zu Österreich leiden Brauer und Handel verstärkt unter Pfandtourismus. Hintergrund ist die Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands im Nachbarland auf 20 Cent bei Bierflaschen. Zusammen mit dem bereits seit längerem höheren Kastenpfand sorgt das dafür, dass ein in Deutschland mit 3,10 Euro Pfand erworbener Kasten leer in Österreich eine Pfanderstattung von 7 Euro bringt.

Das wird offenbar ausgenutzt. «In den ersten Tagen war die Tendenz katastrophal», sagt Christian Thiel von der Brauerei Schönramer in Petting. 13 Kilometer sind es von hier bis zur Grenze, keine 20 ins Zentrum von Salzburg. «Da versuchen Leute, sich zu bereichern, auf Kosten der Brauerei und des Handels. Ich kenne einen Fall, da ist jemand mit einem Anhänger mit 50 Kästen bei einem kleinen Getränkemarkt vorgefahren. Der hat das aber nicht angenommen.»

Auch vom Verband der Brauereien Österreichs heißt es, dass Händler nur haushaltsübliche Mengen an Leergut zurücknehmen müssten und nur Kästen, die sie selbst im Sortiment hätten. Zahlen, zu einem möglichen Pfandtourismus, lägen nicht vor, sagt Berger. «Es gibt aber grenznahe Handelspartner, die berichten, dass nun ein bisschen mehr los sei als sonst.» 

Debatte auch in Deutschland

Auch in Deutschland schwelt seit Jahren eine Debatte über eine Pfanderhöhung, die nun ein Stück weit neu angestoßen wird. «Grundsätzlich bräuchten gerade wir kleine und mittelständische Brauereien auch in Deutschland eine Pfanderhöhung», sagt Thiel. Der Deutsche Brauer-Bund sieht hier im Moment aber wenig Chancen. Zwar heißt es von dort, man könne die Erhöhung in Österreich nachvollziehen und beobachte sie genau, doch man habe das Thema bereits vor längerem geprüft und festgestellt, dass eine Erhöhung «nur sehr schwer umzusetzen» wäre. 

Letztlich scheuen die Brauereien drei Punkte: Dass eine Erhöhung Kunden verschrecken könnte, die Kosten von geschätzt mehreren hundert Millionen und mögliche Leergutengpässe, wenn Kunden vor einer Umstellung Pfand horten, um es später für mehr Geld zurückgeben zu können. Diesen Sorgen steht das Problem gegenüber, dass Flaschen und Kästen schon jetzt in der Beschaffung sehr viel mehr kosten als das für sie veranschlagte Pfand.