21. November 2024

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Pharmaunternehmen profitieren von Krankheitswelle

In der Pandemie hatten Corona-Maßnahmen Erkältungen und Grippe-Erkrankungen stark eingedämmt - zu Lasten der Pharmaindustrie. Nun profitiert sie von einem außergewöhnlich hohen Krankenstand.

Pharmaunternehmen in Deutschland haben 2022 von einer Krankheitswelle und einem ungewöhnlich hohen Krankenstand in der Bevölkerung profitiert. Waren die Erkältungs- und Grippesaisons zu Beginn der Pandemie wegen Lockdowns und Masken glimpflich verlaufen, hat sich die Lage im vergangenen Jahr gedreht: Mit der Krankheitswelle zogen die Geschäfte der Pharmaindustrie mit rezeptfreien Medikamenten kräftig an, wie eine dpa-Umfrage zeigt.

Der hessische Arzneihersteller Stada berichtete von einer «sehr ausgeprägten Erkältungssaison», die früher als sonst begonnen habe. Der Absatz von Erkältungsprodukten in Deutschland sei im vierten Quartal um fast die Hälfte gestiegen gemessen am Vorjahr. Man beobachte in fast allen Bereichen des Portfolios an rezeptfreien Arzneien eine gestiegene Nachfrage, besonders aber bei Erkältungsmitteln wie Grippostad und Silomat, so das Unternehmen.

Enorme Mengen verkauft

Der Arzneikonzern Teva, zu dem der Ulmer Hersteller Ratiopharm gehört, verzeichnete einen immensen Bedarf an Schmerzprodukten. «Von der Paracetamol-Lösung von Ratiopharm haben wir 2022 mehr als das Doppelte der Menge vom Vorjahr verkauft.» Im Schlussquartal sei die Nachfrage nach dem Schmerzprodukt Paracetamol-Ratiopharm um ein Viertel und Ibu-Ratiopharm um rund ein Drittel gestiegen. Auch Hustenlöser, Grippepräparate, abschwellende Nasensprays und Vitamin-Komi-Präparate waren gefragt, wie Teva Deutschland mitteilte.

Ähnlich äußerte sich Pohl-Boskamp aus Schleswig-Holstein, bekannt für das Erkältungsmittel Gelomyrtol. Die Firma spürte eine unerwartet hohe Nachfrage nach Produkten etwa gegen Bronchitis, Stimmbeschwerden und Halsschmerzen. Und der Bayer-Konzern berichtete, dass es im vergangenen Jahr eine erhöhte Nachfrage bei einigen rezeptfreien Medikamenten in Deutschland gab, besonders bei Erkältungsarzneien.

Krankenkassen hatten im vergangenen Jahr ungewöhnlich hohe Ausfälle von Arbeitnehmern im Job registriert. Im Schnitt fehlten Beschäftigte laut DAK Gesundheit fast 20 Tage krank, gut fünf Tage mehr als 2021. An jedem Tag des Jahres waren im Schnitt 55 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben – der höchste Wert seit Beginn der Analysen vor 25 Jahren. Die meisten Ausfälle gingen auf Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis zurück, die drastisch zunahmen.