Der bereits starke Preisauftrieb bei den Produzenten in Deutschland hat sich im März weiter beschleunigt. Die Erzeugerpreise stiegen verglichen mit dem Vorjahresmonat um 30,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Das ist ein Rekord seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Vergleich zum Vormonat Februar stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, um 4,9 Prozent. Die Daten spiegeln laut dem Bundesamt bereits erste Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine wider.
Warenkörbe im März im Schnitt 7,3 Prozent teurer
Hauptverantwortlich für den Preisschub sei weiter die Entwicklung bei Energie. Diese war im März 84 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Erdgas war sogar 145 Prozent teurer. Für Erdgas an Privathaushalte wurden 42 Prozent mehr verlangt als vor einem Jahr, für Gas an Handel und Gewerbe 63 Prozent und an die Industrie sogar 207 Prozent mehr. Die Erzeugerpreise wirken sich in der Regel auch auf die Verbraucherpreise aus, da der Handel zumindest einen Teil der Erhöhung weitergibt.
Dabei leiden Familien mit niedrigem Einkommen nach einer Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am stärksten unter der Inflation. Während die Warenkörbe für die deutschen Haushalte im März im Schnitt 7,3 Prozent teurer waren als vor einem Jahr, mussten Familien mit niedrigem Einkommen 7,9 Prozent mehr bezahlen als im März 2021, wie das IMK der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung errechnete. Waren des Grundbedarfs wie Energie und Nahrungsmittel seien zuletzt die stärksten Preistreiber gewesen – und diese fielen bei den Ausgaben dieser Haushalte stark ins Gewicht.
Singles mit hohem Einkommen derzeit geringste Belastung
Dagegen machten sie bei Haushalten mit hohem Einkommen einen kleineren Anteil des Warenkorbs aus. So hätten Singles mit hohem Einkommen mit 6,0 Prozent derzeit die geringste Inflationsbelastung. Auch für Alleinlebende mit niedrigen, höheren und mittleren Einkommen lagen die Raten mit 6,7 bis 7,0 Prozent im März etwas unterhalb der allgemeinen Preissteigerung.
Bei den Erzeugern stiegen die Preise stark auch für Vorleistungsgüter, hier vor allem bei Metallen (40 Prozent), Düngemitteln und Stickstoffverbindungen (87 Prozent), Futtermitteln für Nutztiere (46 Prozent) sowie Verpackungen aus Holz (69 Prozent). Der Verkaufspreis für Zeitungsdruckpapier ab Werk verdoppelte sich (plus 95 Prozent).
Bei den Nahrungsmitteln lagen die Erzeugerpreise 12 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Besonders stark stiegen die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle (plus 72 Prozent), Butter (56 Prozent), Rindfleisch (31 Prozent) und Kaffee (21 Prozent).
Das Bundesamt betrachtete zudem gesondert den Preisanstieg für Kraftstoffe. Diese seien im März – nach Beginn des Ukraine-Krieges – weit stärker gestiegen als in früheren Krisen der vergangenen 50 Jahre. Die Verbraucher mussten durchschnittlich 42 Prozent mehr für Superbenzin und 63 Prozent mehr für Dieselkraftstoff zahlen als ein Jahr zuvor. Leichtes Heizöl war sogar 144 Prozent teurer als im März 2021. In den beiden Ölpreiskrisen 1973/1974 und 1979/1980 sowie in der Finanzmarktkrise ab 2008/2009 waren die Preissteigerungen für die Verbraucher geringer ausgefallen, errechneten die Statistiker.
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