Die Menschen in Deutschland haben in der Corona-Krise in Summe so viel Geld auf die hohe Kante gelegt wie nie und das Aktiensparen entdeckt.
Auf den Rekordwert von 6738 Milliarden Euro kletterte das Geldvermögen der privaten Haushalte im dritten Quartal 2020, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag in Frankfurt mitteilte. Das sind 108 Milliarden oder 1,6 Prozent mehr als im Vierteljahr zuvor. Privatanleger profitierten auch davon, dass sich die Aktienmärkte vergleichsweise rasch vom Corona-Crash im Februar und März erholten.
Die Entwicklung im Zeitraum Juli bis einschließlich September sei «erneut durch eine hohe Ersparnisbildung und die anhaltende Erholung am Kapitalmarkt geprägt», erklärte die Bundesbank. Die Bewertungsgewinne aus gestiegenen Kursen bezifferte die Notenbank auf 20 Milliarden Euro.
Wie das Vermögen in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor. Immobilien, die seit Jahren teils kräftige Wertsteigerungen verzeichnen, berücksichtigt die Bundesbank in dieser Berechnung nicht.
Nach Schätzungen der DZ Bank dürfte das Geldvermögen der privaten Haushalte im Gesamtjahr 2020 um 393 Milliarden Euro auf den Höchstwert von 7,1 Billionen Euro zugenommen haben – vor allem weil Privathaushalte in der Krise sparten wie die Weltmeister.
Aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit hielten viele Menschen ihr Geld zusammen, zudem bremsten die zeitweisen Schließungen im Einzelhandel und Reisebeschränkungen den Konsum. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg die Sparquote im vergangenen Jahr auf das Rekordhoch von 16,3 Prozent. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte somit im Schnitt gut 16 Euro auf die hohe Kante.
«Allerdings blieben die Mittel größtenteils einfach auf den Girokonten stehen und wurden nicht angelegt», analysierte DZ-Bank-Ökonom Michael Stappel jüngst. Im Zinstief wüssten viele Anleger «nicht wohin mit freiwerdenden oder neuen Anlagemitteln».
Sparer setzten der Bundesbank zufolge auch im dritten Quartal vor allem auf Bargeld und Bankeinlagen, die zwar wegen der Zinsflaute kaum noch etwas abwerfen, auf die sie aber schnell zugreifen können. Das Volumen belief sich Ende des dritten Quartals auf rund 2735 Milliarden Euro. Das waren etwa 41 Milliarden Euro mehr als im zweiten Vierteljahr 2020.
Zugleich setzten die als eher börsenscheu geltenden Bundesbürger verstärkt auf Aktien und Fonds. Das Engagement der privaten Haushalte auf dem Kapitalmarkt habe zuletzt «einen rasanten Aufschwung» erlebt, stellte die Bundesbank fest. Im dritten Vierteljahr kauften private Haushalte unter dem Strich Aktien sowie Anteile an Investmentfonds im Gesamtumfang von 20 Milliarden Euro. Das entspreche fast dem Dreifachen der durchschnittlichen Zukäufe der vergangenen zehn Jahre.
Nach Angaben des Fondsverbandes BVI setzte sich in der Corona-Krise die Nachfrage nach Mischfonds fort, die vor allem Privatanleger über Sparpläne nutzen. Von Anfang Januar bis Ende Oktober 2020 kauften Anleger netto Anteile im Wert von 7,5 Milliarden Euro an solchen Fonds. Dies sei eine Steigerung um 44 Prozent gegenüber den ersten zehn Monaten des Vorjahres und bedeute voraussichtlich das neunte Jahr in Folge mit Zuflüssen, bilanzierte der BVI.
Dennoch machen Aktien und Fonds nach wie vor nur einen Bruchteil des gesamten Geldvermögens der Privathaushalte in Deutschland aus: Ende September steckten den Bundesbank-Zahlen zufolge rund 731 Milliarden in Aktien und sonstigen Anteilsrechten. Bei Investmentfonds waren es knapp 688 Milliarden Euro.
Nach wie vor deutlich beliebter sind Versicherungen und andere Altersvorsorgeprodukte. Ende September summierten sich deren Bestände auf fast 2442 Milliarden Euro, rund 19 Milliarden Euro mehr als im zweiten Vierteljahr 2020.
Wie schon in der Vergangenheit nutzen die Menschen die Niedrigzinsen, um sich günstig Geld zu leihen, insbesondere für Wohnungsbaukredite. Nach Abzug der Schulden, stieg das Geldvermögen um 80 Milliarden auf gut 4802 Milliarden Euro.
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