Das Problem der Produktpiraterie hat sich während der Corona-Pandemie und der einhergehenden Zunahme des Online-Handels weiter verschärft.
Fälscher hätten vor allem die Unsicherheit von Menschen angesichts neuer Behandlungen und Impfstoffe ausgenutzt, geht aus einer Mitteilung des EU-Amtes für geistiges Eigentum (EUIPO) hervor, die am Dienstag an deren Sitz im spanischen Alicante veröffentlicht wurde. Beobachtet worden sei vor allem die Verbreitung gefälschter Arzneimittel wie Antibiotika und Schmerzmittel sowie zuletzt anderer medizinischer Produkte wie persönliche Schutzausrüstung und Gesichtsmasken.
Bei 6,8 Prozent der EU-Einfuhren im Wert von 121 Milliarden Euro handele es sich um Fälschungen. Herstellern und den Staaten entgingen Milliarden an Einnahmen und Abgaben, auch Arbeitsplätze gingen verloren.
Insgesamt habe das Risiko zugenommen, dass Verbraucher im Internet gefälschte Produkte kauften. So hätten sich sieben Prozent der Deutschen (neun Prozent im EU-Durchschnitt) schon einmal trotz der Risiken für Gesundheit und Sicherheit durch Täuschung dazu verleiten lassen, ein gefälschtes Produkt zu kaufen. Weltweit würden gefälschte Medikamente im Wert von vier Milliarden Euro gehandelt. Viele Verbraucher seien verunsichert. 33 Prozent der Europäer hätten Zweifel gehabt, ob es sich bei einem Produkt um ein Original handelte.
Gefälscht wird den Angaben zufolge so gut wie alles. Von Kosmetika und Spielzeug, Wein und Getränken über Elektronik und Bekleidung bis hin zu Pestiziden und Dünger. Diese Fälschungen könnten für die Verbraucher schwerwiegende Gesundheits- und Sicherheitsrisiken darstellen, insbesondere wegen gefährlicher Chemikalien, schrieb EUIPO.
Auch die Produktpiraterie bei digitalen Erzeugnissen sei zunehmend betroffen. Bei IPTV – Fernsehinhalten, die über eine Internetverbindung verbreitet werden – erlangten Kriminelle in der EU pro Jahr Einnahmen in Höhe von fast einer Milliarde Euro. Zudem gebe es immer mehr Belege für Verbindungen zwischen Produktpiraterie mit anderen Straftaten wie Drogen- und Menschenhandel, Cyberkriminalität oder Betrug. Deshalb sei es dringend erforderlich, entschlossen und koordiniert gegen diese Art der Kriminalität vorzugehen, betonte EUIPO-Exekutivdirektor Christian Archambeau.
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