Nach erheblichen finanziellen Einbußen durch die Jahrhundertkälte in den USA und die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands will der Energiekonzern RWE seine Geschäfte stärker gegen solche extremen Wetterereignisse absichern.
«Wir müssen uns damit beschäftigen, dass diese Wettereffekte häufiger vorkommen», sagte Vorstandschef Markus Krebber am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen des größten deutschen Stromerzeugers.
Durch das Hochwasser im Rheinland war unter anderem der RWE-Braunkohletagebau Inden vollgelaufen. Ein Mitarbeiter eines RWE-Partnerunternehmens kam ums Leben. Krebber bezifferte die Höhe der Schäden auf 35 Millionen Euro. Inzwischen liefen die Anlagen aber wieder im Normalzustand und auch die Versorgung der Kraftwerke sei wieder hergestellt. Der Schaden entfalle vor allem auf Reparaturarbeiten. In den Tagebau sei meterhoher Schlamm gelaufen.
Deutlich höher ist der Schaden für RWE durch die Jahrhundertkälte in Texas Anfang dieses Jahres. Infolge von Winterstürmen und Eisregen waren im Februar in Texas Windkraftanlagen des Konzerns zeitweise ausgefallen. RWE musste deshalb kurzfristig Strom zu extrem hohen Preisen zukaufen. Das hatte zu Verlusten von 400 Millionen Euro geführt.
RWE sei zweimal innerhalb eines Jahres von solchen Wetterphänomenen betroffen gewesen. «Das ist schon ein Punkt, wo man ins Nachdenken kommt», sagte Krebber. Das Unternehmen müsse sich darauf einstellen, «dass diese Wettereffekte häufiger vorkommen». Notwendig sei nicht nur ein Schutz der Anlagen, sondern auch eine Absicherung gegen eine Strom-Lieferverpflichtung, «die durch Wettereffekte nicht erfüllbar ist und hohen wirtschaftlichen Schaden auslöst».
RWE profitierte im ersten Halbjahr von einem starken Ergebnis im Energiehandel. Die Probleme im Texas führten jedoch zu Einbußen im Geschäft mit Windenergieanlagen an Land sowie bei der Solarenergie. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) lag daher mit 1,75 Milliarden Euro unter dem Vorjahresniveau von 1,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente RWE bereinigt mit 870 Millionen Euro jedoch mehr als im Vorjahr, als 816 Millionen Euro erzielt worden waren. Wegen des starken Energiehandels hatte RWE bereits Ende Juli die Prognose erhöht.
Weiter vorangekommen ist RWE nach eigener Einschätzung beim Umbau der Stromerzeugung zu den erneuerbaren Energien. In den ersten sechs Monaten 2021 hat der Stromerzeuger 1,8 Milliarden Euro in neue Windkraft- und Solaranlagen sowie Batterieprojekte investiert. Das sei doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Aktuell ist die Stromproduktion bei RWE aber noch stark durch Braunkohle und Gas geprägt. Infolge der wieder anziehenden Wirtschaft und des relativ kühlen Winters seien die konventionellen Kraftwerke deutlich mehr gelaufen als im Vorjahreszeitraum, sagte Krebber. Mit Braunkohle erzeugte RWE fast 50 Prozent mehr Strom als im ersten Halbjahr 2020, beim Gas betrug das Plus mehr als 30 Prozent.
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