21. November 2024

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Siemens zieht sich aus Russland zurück – weniger Gewinn

Nach 170 Jahren verlässt Siemens Russland. Das drückt im abgelaufenen zweiten Geschäftsquartal kräftig auf das Ergebnis und könnte weitere Belastungen bringen - trotzdem hält der Konzern an der Jahresprognose fest.

Siemens zieht sich komplett aus Russland zurück. Nachdem der Konzern Neugeschäft und Lieferungen nach Russland bereits eingestellt hatte, will er das Land nun komplett verlassen, wie Siemens mitteilte.

Das drückt auch auf die parallel veröffentlichten Ergebniszahlen für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal, in dem Siemens 1,2 Milliarden Euro Gewinn machte. Das ist nur noch halb so viel wie im Vorjahreszeitraum; dennoch bestätigte der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr.

Rüchzugsbelastungen schmälern Ergebnis

Im abgelaufenen Quartal kosten Abschreibungen und andere Belastungen im Zusammenhang mit Russland Siemens rund 600 Millionen Euro Gewinn – vor allem in der Sparte Mobility. In Zukunft könnte noch ein niedriger bis mittlerer dreistelliger Millionenbetrag hinzukommen. Insgesamt hat der Konzern in Russland 3000 Mitarbeiter und generierte dort bisher rund ein Prozent seiner Umsätze.

Siemens-Chef Roland Busch sprach von einer schweren Entscheidung. Das Unternehmen sei seit 170 Jahren in Russland tätig und habe Verantwortung für Kunden und Mitarbeiter. Wie lange die komplette Abwicklung dauern wird, ist noch offen.

Zum gesunkenen Gewinn trug neben Russland auch bei, dass der Vergleichswert aus dem Vorjahresquartal nach oben verzerrt war. Damals hatte es unter anderem aus dem Verkauf von Flender einen positiven Effekt von rund 900 Millionen Euro gegeben. Andere Kennzahlen legten dagegen kräftig zu: Der Umsatz stieg nominell um 16 Prozent auf 17 Milliarden Euro, der Auftragseingang um 32 Prozent auf knapp 21 Milliarden. Dadurch erreichte der Auftragsbestand den Rekordwert von 94 Milliarden Euro.

Busch: «Geschäft weiterhin stark»

Finanzchef Ralph Thomas betonte, es sei eine starke Nachricht, dass Siemens die Belastungen aus Russland kompensieren könne, ohne die eigene Prognose anfassen zu müssen. Darauf sei man stolz.

Auch Konzernchef Busch zeigte sich zufrieden: «In einem extrem schwierigen Umfeld ist unser Geschäft weiterhin stark», sagte er. Er sehe starke und anhaltende Wachstumstrends in allen Geschäften.

Zum Geschäft mit großen Antrieben (LDA), das Siemens ausgegliedert hat und voraussichtlich verkaufen wird, sagte Thomas, es gebe keinen Grund, die grundsätzlichen Überlegungen infrage zu stellen. Die IG Metall hatte zuletzt erneut darauf gedrungen, noch einmal über einen Verbleib beim Konzern nachzudenken. Hintergrund ist die veränderte weltpolitische Lage. LDA mit seinen weltweit rund 7000 Mitarbeitern stellt unter anderem Motoren für den Einsatz in Minen her. Aber auch die Bundeswehr soll für U-Boote zu den Kunden gehören. Allerdings betonte Thomas auch, dass Siemens bei LDA nicht unter Druck stehe – weder zeitlich noch inhaltlich.

An der Börse kamen die Nachrichten von Siemens allerdings schlecht an: Am Vormittag lag die Aktie mehr als fünf Prozent im Minus. Sie gehörte damit zu den größten Verlierern im Aktienindex DAX.