Die Großhandelspreise in Deutschland sind im vergangenen Jahr so stark geklettert wie seit fast 50 Jahren nicht mehr.
Eine höhere Steigerung als die im Jahresdurchschnitt errechneten 9,8 Prozent gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes binnen Jahresfrist zuletzt 1974 während der ersten Ölkrise mit plus 12,9 Prozent.
Ein Grund für die Entwicklung im vergangenen Jahr: Die große Nachfrage nach Rohstoffen und Vorprodukten angesichts der wirtschaftlichen Erholung nach dem Corona-Tief. Vor allem die Preise für Mineralölerzeugnisse (plus 32 Prozent) sowie Erze und Metalle (plus 44,3 Prozent) zogen im Großhandel im Vergleich zum Vorjahr kräftig an, wie das Bundesamt am Mittwoch mitteilte.
Zudem kommt ein Basiseffekt zum Tragen: Im Krisenjahr 2020 war das Preisniveau für viele Rohstoffe vergleichsweise niedrig, so dass der Unterschied jetzt noch deutlicher in Gewicht fällt.
Von November auf Dezember 2021 zogen die Verkaufspreise im Großhandel nach Angaben der Wiesbadener Behörde nur um 0,2 Prozent an. Sie lagen jedoch um 16,1 Prozent über dem Niveau von Dezember 2020.
Der Großhandel ist eine von mehreren Wirtschaftsebenen in Deutschland, auf denen sich das allgemeine Preisniveau bildet. Hinzu kommen die Preise für nach Deutschland eingeführte Güter und die Preise, die Hersteller für ihre Produkte erhalten, die Erzeugerpreise. Sie alle wirken auf die Verbraucherpreise, an denen die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik ausrichtet.
In Deutschland lagen die Verbraucherpreise im Dezember um 5,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit erreichte die Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft den höchsten Stand seit Juni 1992. Für das Gesamtjahr 2021 hat das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung für Deutschland die höchste Teuerungsrate seit 1993 errechnet: Energiepreise, Lieferengpässe sowie die Rücknahme der zeitweisen Mehrwertsteuersenkung trieben die Jahresteuerung auf 3,1 Prozent.
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