Der deutsche Leitindex Dax ist wegen Rezessionssorgen am Freitagvormittag auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gefallen. Die jüngste Häufung von Zinserhöhungen großer Notenbanken steckt den Investoren auch am Freitag noch in den Gliedern. Zuletzt sackte der Dax um 2,04 Prozent auf 12.276 Punkte ab. Auf Wochensicht hat sich für den Index ein Verlust von fast vier Prozent angehäuft. Auch an der Wall Street stehen die Signale vor dem Wochenende auf weitere Kurseinbußen angesichts der straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Mit dem Rutsch am Freitag ist der Dax in diesem Jahr nun fast 23 Prozent im Minus. Überraschend hohe Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten hatten am Dienstag der Vorwoche die zwischenzeitliche Dax-Erholung jäh ausgebremst. Sie bestärkten die US-Notenbank in ihrer restriktiven Geldpolitik, die sie in dieser Woche mit dem dritten großen Zinsschritt in Folge fortsetzte. Die Anleger sorgen sich nun immer mehr vor einer Rezession als Kollateralschaden im Kampf gegen die hohe Inflation.
Börsenexperten machen angesichts des Jahrestiefs des Dax weiteres Verlustpotenzial aus: «Bei einem Unterschreiten des Jahrestiefs würden die runde 12.000 und anschließend das Verlaufstief vom Oktober 2020 (11 450 Punkte) ins Blickfeld rücken», hatte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners bereits am Morgen prognostiziert.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel lotete am Freitag ebenfalls neue Tiefstände aus. Er büßte 3,01 Prozent auf 22.567 Zähler ein und fiel auf das niedrigste Niveau seit Mai 2020. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um zwei Prozent nach.
Für Aufsehen und Kurseinbrüche sorgt die Rücknahme der Jahresziele beim Immobilienfinanzierer Hypoport und beim Batteriehersteller Varta. Dessen Aktien brachen um gut 30 Prozent ein und waren abgeschlagenes Schlusslicht im Mdax. Weiter angezogene Energiepreise zwingen den Batteriehersteller, seine Ziele für das dritte Quartal und das Gesamtjahr auszusetzen.
Noch stärker unter Druck gerieten die im SDax der kleinen Börsentitel enthaltene Hypoport-Aktien. Sie brachen um fast 40 Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Die derzeitige Jahresprognose werde «deutlich verfehlt», hatte das Unternehmen am Vorabend mitgeteilt. Analyst Simon Keller von Hauck Aufhäuser Investment Banking nannte die Nachrichten «verheerend». Der Rückgang bei Immobilienkrediten scheine sich angesichts steigender Zinsen zu beschleunigen.
An die Spitze des Dax setzten sich derweil die Aktien von Symrise mit einem Plus von 1,4 Prozent. Die US-Bank JPMorgan riet zum Kauf der Papiere des Herstellers von Duft- und Aromastoffen. Beiersdorf-Aktien stiegen um 1,3 Prozent, nachdem die Bank of America der Aktie des Konsumgüterherstellers rund 20 Prozent Aufwärtspotenzial attestiert hatte.
Der Euro geriet erneut unter Druck und fiel auf ein weiteres Tief seit 20 Jahren. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag mit 0,9768 US-Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstag noch auf 0,9884 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,59 Prozent auf 129,12 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 1,80 Prozent am Vortag auf 1,91 Prozent. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,59 Prozent auf 139,42 Punkte.
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