Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zusammen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zum häufigeren Arbeiten von zu Hause aus aufrufen.
Einen gemeinsamen Appell zur stärkeren Nutzung des Homeoffices in Zeiten der Pandemie will das Staatsoberhaupt mit DGB-Chef Reiner Hoffmann und Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger an diesem Freitag vorstellen, wie das Bundespräsidialamt am Donnerstag mitteilte.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten die Wirtschaft bei ihren Beratungen Anfang Januar «dringend gebeten», großzügige Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen, um bundesweit den Grundsatz «Wir bleiben zu Hause» umsetzen zu können.
Inzwischen gibt es aber eine Diskussion über zusätzliche Vorgaben, um dies stärker durchzusetzen – auch, um Gedränge in Bussen und Bahnen im Berufsverkehr zu vermeiden. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt etwa forderte dort, wo es möglich sei, eine Pflicht für Arbeitgeber, Beschäftigten Homeoffice zu erlauben. In der Wirtschaft stoßen strengere Regelungen auf Ablehnung.
Unternehmen müssten stärker in die Corona-Auflagen einbezogen werden, forderte nun auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. «Wir sollten das Homeoffice verpflichtend machen – dort, wo es geht», sagte er den Zeitungen der «Funke Mediengruppe» (Freitag). «Im ersten Lockdown hatten wir ein Viertel der Arbeitsplätze im Homeoffice, jetzt ist es nur noch ein Siebtel», so Lauterbach. «Wir haben eine viel stärkere Welle, aber wir machen viel weniger Homeoffice.»
Die Unternehmen selbst seien gut beraten, ihren Beitrag zu leisten, um den Lockdown erfolgreich zu Ende zu bringen, meinte Lauterbach. «Andernfalls können wir irgendwann gezwungen sein, auch Betriebe zu schließen. Möglicherweise müssten wir sogar an die Industrieproduktion heran.» Das könne niemand wollen.
Der CDU-Wirtschaftsrat warnte vor einem vollständigen Herunterfahren der Wirtschaft. «Wenn wie im vergangenen Frühjahr die globalen Lieferketten durch einen Lockdown erneut unterbrochen werden, droht eine tiefe Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit», sagte die Präsidentin des Wirtschaftsrates, Astrid Hamker, der Funke-Mediengruppe. Zudem fordert der Verband klare Perspektiven und einen konkreten Fahrplan für den stationären Handel.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisierte eine Äußerung von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) vom Donnerstag, nach der viele Steuererleichterungen oder Stundungen nur kurz oder gar nicht in Anspruch genommen worden seinen. «Ich bin mir nicht sicher, ob dahinter völlige Ignoranz steckt oder blanker Hohn», sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der «Welt». «Die Zugangsvoraussetzungen zu den Hilfen sind nicht passend. Das hat Scholz zu verantworten», kritisierte Genth. «Das Geld kommt einfach nicht bei den Unternehmen an.»
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