21. November 2024

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Streik legt große Teile des Bahnverkehrs lahm

Monatelang drohte sie, nun macht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer ernst: Der Streik läuft offenbar. Und er trifft viele Urlauber.

Für Bahnreisende und Pendler haben zwei harte Tage begonnen. Ein Streik der Lokführergewerkschaft GDL legt seit dem frühen Mittwochmorgen einen großen Teil des Personenverkehrs der Deutschen Bahn lahm.

Der Ersatzplan sei angelaufen, teilte ein Bahnsprecher am frühen Morgen mit. «Erste Auswirkungen des Streiks sind spürbar», sagte er. Am Mittwochmorgen standen die Personenzüge in vielen Bahnhöfen still. Bahnsteige waren leer. «Zug fällt aus», war vielfach an den Anzeigetafeln zu sehen. Der Ausstand im Personenverkehr begann am frühen Morgen, während der Güterverkehr schon seit Dienstagabend betroffen war.

Viele Fahrgäste mussten improvisieren. Es gelten Ersatzfahrpläne: Im Fernverkehr sollte noch etwa jeder vierte Zug fahren. Auch im Regionalverkehr und bei den S-Bahnen gibt es bei den Zügen der Deutschen Bahn erhebliche Ausfälle. Der Streik soll in der Nacht zu Freitag enden.

Mitten in Urlaubszeit

Die Bahn bat Fahrgäste, nicht zwingend notwendige Reisen zu verschieben. Wegen des Coronavirus rief sie auch zu Rücksichtnahme in den Zügen auf. Der Ausstand trifft die Fahrgäste mitten in der reisestarken Urlaubszeit: In 11 der 16 Bundesländer sind Schulferien. Betroffen sind auch grenzüberschreitende Verbindungen und der Nachreiseverkehr.

Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete den Streik als «völlig unangemessen und überzogen». GDL-Chef Weselsky sagte: «Mit diesem ersten Signal muss dem Management klar werden, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist.» Im ZDF-«Morgenmagazin» bekräftigte er die Forderung an den Staatskonzern, ein neues Angebot vorzulegen. Die Offerte mit einer Laufzeit von 40 Monaten bedeute eine Entwertung des Tarifs über die Länge der Laufzeit von unter einem Prozent im Jahr. «Das ist für uns nicht verhandelbar», sagte Weselsky.

Bahn-Manager Seiler zeigte sich verhandlungsbereit. «Jetzt ist miteinander gefragt, wie wir gemeinsam aus dieser schwierigen Krise herauskommen», sagte er in derselben Sendung. «Auch wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden vernünftig bezahlt werden.» Das Bahn-Angebot sei vernünftig.

Der Fahrgastverband Pro Bahn mahnte eine verlässliche Information der Bahnkunden an. «Nichts ist ärgerlicher als bei einem Streik auf einen Zug zu warten, der dann nicht verkehrt.» Der Verein rief die Bahn und die GDL dazu auf, in einer Schlichtung eine Lösung für ihren Konflikt zu finden.

GDL will besseres Angebot

Die Lokführergewerkschaft GDL will die Deutsche Bahn mit dem zweitägigen Streik zu einem verbesserten Angebot im Tarifstreit bringen. «Das Angebot ist unakzeptabel», sagte GDL-Chef Claus Weselsky im ZDF-«Morgenmagazin». Das Angebot mit einer Laufzeit von 40 Monaten bedeute eine Entwertung des Tarifs über die Länge der Laufzeit von unter einem Prozent im Jahr.

«Das ist für uns nicht verhandelbar. Das haben wir klar und deutlich gemacht», sagte Weselsky. Weil zu einem Streit immer zwei gehörten, trage der Bahn-Konzern die Verantwortung, «dass die Auseinandersetzung jetzt auch auf dem Rücken von Reisenden stattfindet».

Die Lokführergewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. So will die GDL auch bei den Mitarbeitern im Machtkampf mit der EVG punkten.

Erster Streik seit 2018

Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn. Sie haben im Regional- und Güterverkehr beträchtliche Marktanteile. Allerdings sind auch bei ihnen Einschränkungen möglich, wenn sich auch Fahrdienstleiter dem GDL-Streik anschließen. Es ist der erste Streik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Die GDL legte zuletzt vor sechs Jahren die Arbeit nieder.

Sie fordert unter anderem Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine deutliche Corona-Prämie im laufenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 28 Monate betragen. Auch um Betriebsrenten wird gerungen.

Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.