Im Konflikt um den geplanten Konzernumbau bei Airbus stehen die Zeichen auf Eskalation.
Betriebsräte und IG Metall werfen dem Management des Flugzeugbauers vor, auf Kompromissvorschläge nicht mit Zugeständnissen zu reagieren. «Wir sehen wirklich, dass unsere Firma nicht bereit ist, mit uns auf Augenhöhe was zu vereinbaren», sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Holger Junge am Mittwoch.
Nach seinen Worten sind die Beschäftigten inzwischen bereit, Teile der geplanten Umstrukturierung zu akzeptieren und «auch schmerzhafte Veränderungsprozesse mitzutragen». Im Gegenzug verlangen sie, dass Airbus für alle Standorte des Konzerns verbindliche Zusagen zu künftigen Arbeitspaketen und zur Beschäftigungssicherung gibt. «Wir wollen dort unsere Workshare-Anteile behalten, vom Volumen her und auch von der Qualität», sagte Junge. Entsprechende Vorschläge habe man vor drei Wochen dem Management übermittelt, darauf aber nur eine unverbindliche Reaktion ohne jegliche Zusage oder konkrete Informationen erhalten, so Junges Vorwurf: «Es ist nichts belegt mit irgendetwas.»
IG-Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner, im Vorstand der größten deutschen Gewerkschaft für Flugzeugbau zuständig, zeigte sich «tief enttäuscht» und sagte: «Ich hatte da die Erwartungshaltung, dass das Management eigentlich die ausgestreckte Hand der Arbeitnehmerseite wirklich ergreift und versucht, eine Lösung nach vorne zu finden.» Kerner forderte die Bundesregierung auf, öffentlich Stellung zu beziehen: «Wir werden erwarten, dass sich die Politik vor der Bundestagswahl klar positioniert und dann ist die Nagelprobe, ob eine aktuelle Bundesregierung sich zu den Belegschaften an den aktuellen Standorten bekennt oder ob man versucht, dieses Thema auszusitzen.»
IG Metall und Betriebsräte wollen mit «Aktionen» nach den Sommerferien den Druck auf das Management des Flugzeugbauers erhöhen. Welche Schritte genau denkbar sind, lassen sie offen. «Jeder Standort ist für sich da sehr kreativ», sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei der Augsburger Airbus-Tochter Premium Aerotec, Thomas Busch. Im Raum steht auch die Überlegung, die Konfliktpunkte nach den Sommerferien zum Gegenstand von Tarifverhandlungen «für alle im Airbus-Konzern» zu machen.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Flugzeugproduktion in Deutschland und Frankreich neu aufgestellt werden soll. Dazu sollen in den beiden Ländern jeweils neue Unternehmen gegründet werden, die vollständig zu Airbus gehören. Teile von Airbus und große Teile der Tochter Premium Aerotec sollen in der neuen Gesellschaft aufgehen. Zudem soll eine neue Einheit mit Sitz in Deutschland gegründet werden, die sich auf die Fertigung von Einzelteilen und Kleinkomponenten konzentriert. Dieser Teil der Umstrukturierung ist für die Gewerkschaft eine «rote Linie», die nicht überschritten werden dürfe.
Betroffen sind in der ein oder anderen Form laut IG Metall knapp 10.000 Beschäftigte an den Airbus-Standorten in Hamburg und Stade sowie bei der Airbus-Tochter Premium Aerotec in Nordenham, Varel und Augsburg.
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