24. November 2024

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Strompreise für Verbraucher relativ stabil auf hohem Niveau

An steigende Strompreise mussten sich die Haushalte in Deutschland seit langem gewöhnen. In diesem Jahr halten sich das Auf und Ab bislang die Waage. Das könnte demnächst aber vorbei sein.

Während Benzin und Diesel, Gas und Heizöl in diesem Jahr kräftig teurer geworden sind, stagnieren die Preise für Haushaltsstrom in Deutschland auf hohem Niveau.

Nach Beobachtungen der Vergleichsportals Verivox halten sich Preiserhöhungen und Preissenkungen bislang die Waage.

Seit Jahresbeginn haben demnach 131 örtliche Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 3 Prozent angekündigt oder bereits vollzogen. Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden bezahle durchschnittlich 37 Euro mehr. Dem stünden 143 Preissenkungen von durchschnittlich 2 Prozent im gleichen Zeitraum gegenüber, was einer Entlastung von 30 Euro entspreche. Mit dieser relativen Preisstabilität könnte es aber demnächst vorbei sein. «Die Preissteigerungen im Großhandel deuten auf einen Aufwärtstrend hin», sagte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.

An der Strombörse in Leipzig ist der Preis für Stromlieferungen im kommenden Jahr mittlerweile auf rund 61 Euro je Megawattstunde gestiegen, wie Carlos Perez Linkenheil vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool berichtete. Anfang des Jahres habe er noch bei 50 Euro gelegen.

Hauptgrund für den «extremen Anstieg» sei der CO2-Preis. «Wenn man den Strompreis mit der Entwicklung des CO2-Preises vergleicht, sieht man eine sehr starke Überschneidung», sagte Marktanalyst Linkenheil. Der Preis für ein Zertifikat, das den Ausstoß von einer Tonne des Treibhausgases erlaubt, sei zeitweise bis auf 56 Euro hochgeschossen. Zurzeit liege der Preis bei 50 Euro, doppelt so hoch wie im Durchschnitt des vergangenen Jahres.

Ein zweiter Preistreiber beim Strom sei das teurer gewordene Erdgas. «Auch die Gaspreise sind auf einem extremen Hoch», erläuterte Linkenheil. Im vergangenen Jahr habe die Megawattstunde 12 bis 15 Euro gekostet, nun sei der Preis auf rund 20 Euro gestiegen.

Offen ist allerdings, ob oder im welchen Umfang die gestiegenen Großhandelspreise auf die Verbraucher durchschlagen. Deutschlands größter Energieversorger Eon, der mit seinen verschiedenen Marken an rund 11,7 Millionen Kunden Strom liefert, hält sich bedeckt. Die benötigten Energiemengen würden langfristig und zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Markt eingekauft, sagte ein Sprecher. «So vermeiden wir Preisspitzen und sind unabhängiger von kurzfristigen Schwankungen.»

Außerdem machten die Beschaffungskosten und die weiteren vom Unternehmen beeinflussbaren Kosten nur rund ein Viertel des Strompreises aus, betonte der Eon-Sprecher. Laut Bundesnetzagentur waren das knapp 8 Cent der insgesamt 32 Cent, die eine Kilowattstunde Strom im vergangenen Jahr (Stichtag: 1. April) durchschnittlich gekostet hat. Der Großteil des Strompreises entfällt auf Steuern, Umlagen und Netzkosten.

Erste Anzeichen für Preiserhöhungen hat Verivox bei Discounter-Angeboten mit besonders günstigen Stromtarifen für Neukunden beobachtet. «Bei den günstigsten Energieversorgern wird besonders knapp kalkuliert, weshalb höhere Großhandelspreise hier besonders früh auf die Angebote für Neukunden auswirken», sagte Storck. Sollte sich der Trend bei den Großhandelspreisen für Strom verstetigen, «werden langfristig auch die Strompreise für die privaten Haushalte ansteigen», erwartet der Marktbeobachter.