Frauen bekommen im Schnitt nicht nur weniger Rente, sondern sorgen auch privat weniger für das Alter vor. Nach einer Untersuchung der Versicherung Swiss Life Deutschland haben 56 Prozent der Männer private Vorsorge getroffen, aber nur 43 Prozent der Frauen.
Grundlage der Auswertung waren die Daten von 1,5 Millionen Kundinnen und Kunden aus den Jahren 2010 bis 2021. Abgesehen davon legen Frauen im Schnitt auch niedrigere Summen zurück, wie die in Garching bei München sitzende deutsche Gesellschaft der Schweizer Versicherung am Mittwoch mitteilte. Ein Prozent der Kundschaft hatte kein Geschlecht angegeben.
Dabei ist nach einer von der Versicherung in Auftrag gegebenen repräsentativen Yougov-Umfrage eine Mehrheit beider Geschlechter gleichermaßen überzeugt, dass die staatliche Rente allein nicht ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Gut 53 Prozent der Frauen und 57 Prozent der Männer schätzten den privaten Vorsorgebedarf auf über 150 Euro monatlich. Doch während laut Umfrage 36 Prozent der Männer auch tatsächlich mehr als 150 Euro im Monat zurücklegen, sind es bei Frauen nur 22 Prozent. Yougov befragte im April 3131 Erwachsene.
Nach den Daten der Deutschen Rentenversicherung war das Alterseinkommen von Frauen 2019 im Schnitt um 46 Prozent niedriger als dasjenige von Männern, neben der staatlichen Rente sind dabei betriebliche und private Altersvorsorge mitgerechnet. Doch laut Swiss Life-Untersuchung unterschätzen sehr viele Frauen das Mann-Frau-Einkokmensgefälle im Alter: Demnach bezifferten 85 Prozent der befragten Frauen diese Differenz auf unter 40 Prozent, ein knappes Drittel der Frauen sogar auf höchstens 20 Prozent. «Vielen Frauen ist überhaupt nicht bewusst, wie dramatisch sich der Gender Pension Gap später bei der Altersrente auswirkt», sagte Jörg Arnold, der Deutschlandchef der Schweizer Versicherung.
Der DGB forderte von der nächsten Bundesregierung eine Lösung zur Schließung der Lohnlücke. «Dass Frauen privat weniger fürs Alter vorsorgen, ist wenig überraschend: Sie haben im Schnitt geringere Einkommen als Männer», sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. «Viele und gerade Frauen können auch in Kenntnis von Armutsrisiken den Lücken in der gesetzlichen Rente privat nicht hinterhersparen, weil ihr Einkommen einfach zu niedrig ist.» Die Antwort auf die offenen Fragen der Alterssicherung könne deshalb nicht die private Vorsorge sein, weil diese die Ungleichheiten noch verschärfe.
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