Bei den regionalen Tarifverhandlungen im Hamburger Einzelhandel wird eine Einigung wahrscheinlicher. Beide Seiten sitzen weiter zusammen, um einen Kompromiss im seit Monaten schwelenden Tarifstreit zu finden, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Nach wochenlanger Pause hatten die Gespräche am Vormittag begonnen. Dass die Verhandlungen auch Stunden danach noch laufen, wird als positives Zeichen gewertet.
Ein Abschluss beträfe zwar nur das Tarifgebiet Hamburg. Doch der Kompromiss könnte als Vorlage dienen für weitere Vereinbarungen in den bundesweit insgesamt 14 Tarifbezirken, in denen seit mehr als acht Monaten um höhere Entgelte im Einzelhandel gerungen wird. Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht die heutige Runde als «letzte Möglichkeit für eine Einigung noch in diesem Jahr».
60 Tarifrunden ohne Ergebnis
Der Handelsverband Nord ist auf Basis seines bisherigen Angebots in die Gespräche gegangen. Die Arbeitgeber boten bisher 10,24 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 24 Monaten sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 750 Euro an. «Dieses Angebot wird nur noch bis 31. Dezember 2023 garantiert», lautete ein Ultimatum der Arbeitgeber. Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr.
In insgesamt rund 60 Tarifrunden in den Bezirken konnte bislang keine Lösung gefunden werden. Der Handelsverband Deutschland hatte die regionalen Gesprächsrunden im November abgeschlossen und zu einem Spitzengespräch mit dem Verdi-Bundesvorstand aufgerufen. Konkrete Ergebnisse brachte das Treffen allerdings nicht. Die Tarifparteien einigten sich lediglich darauf, dass auf regionaler Ebene weiter verhandelt werden soll. Dies geschieht nun erstmals seit dem Spitzentreffen in Hamburg.
Ein Abschluss in der Hansestadt sei nur mit einem nochmals verbesserten Angebot möglich, hatte die Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel beim Verdi-Bundesvorstand, Corinna Groß, vorher betont. «Wir akzeptieren kein Tarifdiktat. Daher gehen wir jetzt davon aus, dass sich die Arbeitgeber bewegen und hoffen, dass wir für die Beschäftigten in der Hansestadt zu einem Abschluss kommen können.» Kurz vor Weihnachten hatte die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber mit neuerlichen Warnstreiks noch einmal erhöht.
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