Der Frischhaltedosen-Hersteller Tupperware ist wegen Liquiditätssorgen an der Börse heftig unter Druck geraten. Mit Plastikdosen als Verkaufsschlager und Tupperpartys als innovativem Vertriebskanal war der US-Konzern jahrzehntelang sehr erfolgreich, doch mittlerweile stehen die Zeichen schon länger auf Krise.
An der Börse war Tupperware bereits 2020 fast abgeschrieben, dann gelang jedoch ein Comeback. Nun warnt das Management erneut, dass die Rechnungen womöglich bald nicht mehr bezahlt werden können. Verlieren Anleger diesmal endgültig das Vertrauen in die einstige Kultfirma?
Liquiditätsengpässe bringen Ungewissheit
Nachdem Tupperware am Freitag vor akuten Geldnöten gewarnt hatte, stürzte die Aktie am Montag um 49 Prozent auf nur noch 1,24 Dollar ab. Der Kurs fiel auf den niedrigsten Stand seit dem Rekordtief zu Beginn der Corona-Krise vor rund drei Jahren. Am Dienstag ging es vorbörslich zunächst wieder etwas nach oben, doch die Lage bleibt angespannt. Bereits zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten warnte Tupperware, dass die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs angesichts von Liquiditätsengpässen ungewiss sei. Die «Going concern»-Warnung müssen US-Firmen absetzen, wenn in den kommenden zwölf Monaten nach eigener Einschätzung ein größeres Risiko der Zahlungsunfähigkeit besteht.
Tupperware hat nach eigenen Angaben bereits Berater angeheuert und Gespräche mit potenziellen Investoren begonnen, um Geld aufzutreiben. «Das Unternehmen tut alles in seiner Macht Stehende», versprach Chef Miguel Fernandez. Neben hohen Schulden, roten Zahlen und schwindenden Erlösen kämpft Tupperware auch noch mit anderen hausgemachten Problemen. So verpasste es die Firma, den Jahresbericht pünktlich vorzulegen. Das könnte zum Bruch von Kreditvereinbarungen führen und versetzt Aktionäre in Alarmstimmung. Die Geschäfte laufen ohnehin schlecht: Im Schlussquartal 2022 brach der Umsatz im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 313,7 Millionen Dollar ein. Unterm Strich machte Tupperware einen Verlust von 35,7 Millionen Dollar.
Wie konnte es so weit kommen? Das bald 80 Jahre alte Unternehmen, dessen Gründer Earl Tupper 1946 die Küchenwelt mit seinen bunten «Wunderschüsseln» aufmischte, steht schon länger mit dem Rücken zur Wand. Die bunten Schüsseln und Boxen von Tupperware haben Haushalte fast rund um den Globus geprägt und es sogar als Design-Klassiker in Museen und Kunstausstellungen geschafft. Auch in Deutschland verbreiteten sich die luftdicht verschließbaren Behältnisse, deren Kunststoffdeckel beim Schließen den charakteristischen Laut von sich geben, seit den frühen 1960er Jahren rasant. Als Erfolgskonzept erwiesen sich Gründer Tuppers Haushaltsprodukte vor allem in Kombination mit Marketing-Genie Brownie Wises Idee der Tupperparty.
In Zeiten des E-Commerce
Doch dieses Modell ist in der Ära des E-Commerce kaum noch zeitgemäß. Während sich der Einzelhandel in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr ins Internet verlagert hat, wo Shopping-Giganten wie Amazon oder Alibaba mit enormer Marktmacht die Preise drücken, setzte Tupperware lange Zeit unbeirrt weiter auf seine klassischen Verkaufswege – und auch auf vergleichsweise teure Produkte. Erst unter Konzernchef Fernandez, der im April 2020 nach einem Führungschaos übernahm, setzte Tupperware konsequent auf digitale Verkäufe – und war damit zeitweise durchaus erfolgreich. In der Pandemie, als viele Menschen zu Hause ihre Kochkünste ausprobierten, florierte das Geschäft. Doch dieser Boom wirkt inzwischen zunehmend wie ein Strohfeuer.
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