Die Stimmung bei den Landwirten hat sich einer Umfrage zufolge aufgehellt. Bauernpräsident Joachim Rukwied warnte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zur Grünen Woche in Berlin aber vor Unsicherheit bei den Bäuerinnen und Bauern mit Blick auf die langfristige Entwicklung. Die aktuell gute Stimmung sei eine Momentaufnahme.
Im Konjunktur- und Investitionsbarometer Agrar stieg der Stimmungsindex von 8,4 auf 14,9 Punkte. Dieses Niveau wurde dem Verband zufolge zuletzt Mitte 2021 erreicht. Rukwied betonte, dass es auch schon Indexwerte von 37 gegeben habe – das war Ende 2013. «Das relativiert diesen Anstieg», sagte der Verbandspräsident. Das Barometer wird vierteljährlich im Auftrag des Deutschen Bauernverbands erstellt.
Größeres Investitionsvolumen
Die Frage nach der momentanen Situation wurde von den Befragten deutlich positiver bewertet als die Frage nach der Einschätzung für die nächsten zwei bis drei Jahre. Rukwied zufolge liegt das an einer guten Umsatzentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr, die Betriebsmittel seien da zudem noch deutlicher günstiger gewesen. Das Geschäftsjahr für Landwirte endet stets am 30. Juni.
Das geplante Investitionsvolumen für die nächsten sechs Monate liegt dem Barometer zufolge bei rund 5,8 Milliarden Euro – im Vergleich zu 5,0 Milliarden Euro für das erste Halbjahr 2022. Davon entfallen je 1,7 Milliarden Euro auf Wirtschaftsgebäude (2022: 1,4 Milliarden Euro) und Maschinen und Geräte (2022: 1,7 Milliarden Euro). Auffällig ist ein kräftiger Anstieg bei geplanten Investitionen in Erneuerbare Energien von 0,8 auf 1,4 Milliarden Euro.
Rukwied betonte, dass die Märkte derzeit sehr instabil seien und den Landwirten die Planung erschwerten. «Wenn sie heute Düngemittel einkaufen, kann das der falsche Zeitpunkt sein», sagte Rukwied – schließlich könnten die Preise morgen schon wieder deutlich niedriger sein. Auch beim Getreide gingen die Preise rauf und runter, «je nachdem welche Meldung auf dem Ticker aufschlägt».
Özdemir: «Wachse oder weiche» hat ausgedient
Berlin (dpa) – Bundesagrarminister Cem Özdemir setzt für den Wandel zu mehr Tier- und Umweltschutz in der Landwirtschaft auch auf eine gezieltere Ausrichtung staatlicher Fördergelder. Das lange gepredigte «Wachse oder weiche» früherer Regierungen habe ebenso ausgedient wie das Gießkannenprinzip, sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag vor der Eröffnung der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin.
Honoriert würden langfristig Öko- und Klimaleistungen, um den Beitrag der Land- und Forstwirtschaft bei den gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen wertzuschätzen. Im Wandel werde auch für Planungssicherheit gesorgt.
Özdemir bezog diesen «grünen Faden» seiner Politik in den nächsten Jahren auch auf die milliardenschwere EU-Agrarfinanzierung für die Höfe. Es brauche ein einkommenswirksames System, das weggehe von der pauschalen Zahlung nach der Fläche und stattdessen wo immer möglich zielgenauer die Honorierung öffentlicher Leistungen erreiche. «Die Direktzahlungen in der aktuellen Form sind ein Auslaufmodell.»
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